Mittwoch, 22. September 2021

Korte, Lea: Die Maurin


Zahra as - Sulami, das zu Beginn des Romans dreizehnjährige Mädchen, Tochter einer angesehenen maurischen Familie ist die Heldin des Romans, den uns Lea Korte beschert hat.

Es ist die Zeit um 1478 - 1492, die hier den Rahmen für die Geschichte des eigenwilligen, mutigen Mädchens bildet, welches als Muslimin später einen christlichen kastilischen Ritter liebt. Das alles geschieht kurz bevor Christobál Colón nach "Westindien" aufbricht.

Die letzten Jahre des Emirats von Granada, Überbleibsel des Kalifats von Cordoba sind angebrochen, die Jahre in denen die Reconquista siegen wird und ganz Spanien katholisch werden wird. Auch liegt in dieser Zeit das Emporkommen der Inquisition, der Autodáfes auf den Muslime, Christen, Konvertiten und Juden verbrannt werden. Kreuzzug der "Katholischen Könige" im eigenen Land.


Zahra hat es nicht gerade leicht in ihrer Familie. Der Vater ist Untertan des Emirs Hassan, der den Krieg mit den Christen wieder vom Zaum bricht. Abdarrahman, verheiratet mit einer zum Islam konvertierten ehemaligen christlichen Sklavin, Zahras Mutter, ist aber auch am Frieden interessiert. Zahra wird den letzten Nasridenherrscher, Muhammad XII. - genannt Boabdil - zurück nach Granada holen, damit brechen die letzten Jahre für das maurische Königreich an und der Krieg bricht erst richtig aus. Sie muss dessen Sohn als Geisel zu Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon begleiten, wird eingekerkert und von zwei kastilischen Rittern befreit, dessen einer dann Vater ihrer Kinder wird und seine Familie durch den Krieg bringen muss.

Wird es Zahra und Jaime gelingen?

* * *

Der Roman von Lea Korte lädt förmlich ein, Andalusien und Granada mit der Alhambra, dem Sitz der letzten Emire zu besuchen. Gegensätze in der Lebensweise von Muslimen und Christen im 15. Jh. werden deutlich, Traditionen, Familienleben, Denkweisen werden dem Leser näher gebracht. Auch wenn der geneigte Leser nicht weiß, dass die Autorin in Spanien lebt, spürt er deren Begeisterung und deren Interesse für die Zeit und natürlich für die Mauren, die eine für Europa einzigartige Kultur "zurück gelassen" haben.



Alhambra bei Nacht - vom Albaicin © UR



Lea Korte pflegt einen gleichmäßigen aber flüssigen Erzählstil, der die Spannung der Handlung aufrecht erhält. Tatsächliche Geschichte webt sie in die Handlung ein, historische und fiktive Personen verschmelzen miteinander. Sie schreibt selber, dass die meisten Begebenheiten historisch sind.

Ich hatte das Gefühl, dass Lea Korte nicht nur wegen ihrer Romanheldin auf Seiten der muslimischen Mauren steht, trotzdem zeigt sie anschaulich, dass beide Seiten, christliches Abendland, wie das auf die iberische Halbinsel vorgeschobene Morgenland, gleichermaßen vom Krieg, dem religiösen Hass, geschürt von machthungrigen Emiren und katholischen Klerikern, betroffen sind. Das Leid tragen müssen die Untertanen, die Herrscher und "Würdenträger" kommen selbst nach verlorenem Krieg mit dem Leben und einer Leibrente davon. Muhammad XII. gehört dazu, hat er doch Land und Burg an die katholischen Könige übergeben. wie man es auf dem Gemälde sieht, welches in der Kathedrale von Granada betrachtet werden kann.



Es ist ein interessantes, ein spannendes Buch, welches sich in fast einem Rutsch lesen lässt, dass man kaum aus der Hand legen möchte, dies aber wegen 665 Seiten aber auch mal tun muss. Ein Roman, der das Prädikat "historisch" verdient.

* * *

An den Bildern sieht man, der Blogger hat Granada inzwischen besucht, sogar mehrfach. Beim Blättern fällt auf, es wäre die Zeit eines erneuten Lesens. Denn wenn Zahra As- Sulami durch den Nasridenpalast huscht, hat man bunte Sommerbilder beeindruckender Farben und Architektur vor Augen. Im Löwenhof, im Myrthenhof, im Thronsaal und überhaupt auf der gesamten Alhambra und dem Generalifé.


Myrthenhof & Löwenhof


Abbildungen
  • Fotos von Uwe Rennicke
  • Gemälde F. Pradilla - public domain - gemeinfrei - wikimedia commons

© Bücherjunge


 

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