Montag, 31. März 2014

Walther, Markus: Buchland (Rezension Nr. 2)



Es ist schon ein eigentümliches Antiquariat, das der Herr PLANA (spanisch für Blatt) führt. Es führt ein Eigenleben und die Bücher flüstern zu ihm. Er ist ein Auktoral. Was das ist? Dazu lassen wir Herrn Plana mal selbst sprechen:

„Auktoral ist ein Kunstwort abgeleitet von dem lat. auctor (Autor). Ein Auktorialer Erzähler steht über der Geschichte und ist somit allwissend…“

Na da wissen wir ja nun Bescheid. Alt ist er und so braucht er eine Nachfolgerin, das soll Beatrice LIBER sein. LIBER ist lateinisch und bedeutet BUCH. Die beiden erleben im BUCHLAND unglaubliche Sachen. Es spielen auch noch mehr Leute mit. Zum Beispiel ein gewisser WOLFGANG JvG und ein EDDI AP. Und der Tod.
Wer spannende Buchgeschichten im wahrsten Sinne des Wortes mag, ist hier richtig aufgehoben. Der Autor, Markus Walther, hat hier natürlich eine sehr schöne Möglichkeit gefunden, seine Auffassung von den Büchern im Allgemeinen und dem Schreiben von solchen im Besonderen an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Beispiel gefällig?

„Es waren einmal Zeiten, da war das Schreiben ein Privileg. Die Dienste eines Schreibers galten als kostbar. Gegenwärtig ist das Schreiben zu billig geworden. ‚Billig‘ meine ich nicht im Sinne von ‚preiswert‘. Vielmehr meine ich, dass manchmal die Worte, die umsonst sind, den Preis der geopferten Zeit nicht wert sind. Wir leben im Kommunikationszeitalter. Es wird im Internet gechattet, getwittert und gebloggt, was das Zeug hält. Daneben buhlen Illustrierte und Zeitungen um Beachtung. Radio und Fernsehen grölen im Sekundentakt beinahe synchron das Neueste und Sensationellste in die Welt. Es kommt wirklich viel Interessantes durch den Äther. Allerdings fällt es zunehmend schwer, die relevantesten Sätze herauszufiltern.

Jeder kann schreiben. Und jeder macht es. Jeder heischt um ein Stück Aufmerksamkeit. ‚Hört her, was ich zu sagen habe! In China ist ein Sack Reis umgekippt.‘ “ …

„… Bücher… Jeder kann einen Roman verfassen, ein Gedicht ersinnen oder sonst wie seine Gedankenspielereien in Form bringen. Das ist gut.

Aber! Warum unterliegen so viele Leute dem Irrglauben, dass all diese geistigen Ergüsse auch veröffentlicht werden müssen? Bislang war es so, dass ein Autor sich wenigstens der Kritik eines Lektors beugen musste. Noch vor wenigen Jahren überlegte es sich jeder Verleger drei- bis viermal, ob er ein Manuskript durch eine Veröffentlichung adeln wollte.“

Quelle (Interessant)
Ich nehme mal an, das macht ein Verleger heute noch. Denn er muss den Kram ja auch noch drucken lassen – Aber wie viele gute Sachen unter gehen, die nur wegen des Verkaufs, des Mainstreams eben, leider nicht gedruckt werden, dass weiß vielleicht KALLIOPE, die Muse und Tochter des ZEUS, welche auch eine Rolle in Markus Walthers Buch übernommen hat.
Beatrice und Herr Plana wandern durch das BUCHLAND, dessen Beschreibung ich hier auf gar keinen Fall übernehmen möchte, denn dieses BUCHLAND ist ja der Reiz der fantastischen Geschichte. Während sie so wandern, schwimmt in der Büchersuppe ein Taschenbuch vorbei:

„ ‚Ein Vampirroman‘, stellt sie mitleidig fest.

‚Romantische Vampire‘, schnaube ich [Plana] verächtlich. ‚Seit Anne Rice ihren Erfolg mit dem grandiosen Vampirinterview hatte, gibt es tragische Blutsauger biss zum Abwinken. Meistens sind es minderwertige Plagiate! Seit ein paar Jahren bestimmt in dieser Sparte überwiegend nur noch ein hoffnungsloser überlaufener Mainstream [Was meine obige These unterstreicht] den Markt. In ein paar Jahren wird man sich an die Mehrheit dieser Machwerke nicht mehr erinnern.

Gleiches gilt für J.R.R. Tolkien. Nach dem Urknall der modernen Fantasy-Literatur kann man sich spätestens seit der Verfilmung vom ‚Herr der Ringe‘ der Orks und Elben kaum noch erwehren.‘ “

Oops, jetzt habe ich doch einen kleinen Ausblick gegeben. Sorry! 
Ich bin dann mal ganz frech und sage, das hätte von mir sein können. Nun bin ich zum Glück nicht für die Werbung verantwortlich, sonst könnte man von Seiten des Verlages behaupten, soeben habe ich eine Menge Leserinnen vergrault. Ich ziehe mich zurück mit der Beschwichtigung, dass ich das ja gar nicht geschrieben habe, sondern der Markus Walther. Schließlich will ich meine BlogLeserInnen behalten. (Womit ich eine Schreibunart verwendet habe).

Da ich nicht das Buch abschreiben möchte, komme ich mal zum Ende. Die Geschichte ist unglaublich, fantastisch, märchenhaft und durchaus auch spannend. Außerdem ist die philosophisch, zum Beispiel weil Descartes des Öfteren erwähnt wird. (►  ich denke... ) Und auch Immanuel Kant. (► der kategorische Imperativ) Und Umberto Eco.(► Sind wir nicht alle ein bißchen bibliophil?) Das zeigt doch, dass dieses zweihundertneunundreißig Seiten starke Büchlein für mich geschrieben wurde.
Da macht es mich doch ein wenig traurig, dass mich die Geschichte nicht ganz so vom Hocker zu reißen vermochte, wie ich mir selbst das gewünscht hätte.

Übrigens, Markus Walther ist garantiert der Herr Plana in eigener Person. Warum? Weil der Herr Plana in seinen Aufzeichnungen, die am Ende des Buches angehängt wurden, bemerkt, dass er die ► „Auszüge aus AdamsTagebuch“ von Mark Twain besonders liebt. Und genau dies hat Markus Walther, den man wahrlich auch als Buchgesicht bezeichnen kann, vor wenigen Wochen hier ebenfalls kundgetan.
Aber ich mach jetzt Schluss und verweise auf Anne Pardens Rezension hier.

Übrigens möchte ich hier den Verweis auf das Bundesamt für Magische Wesen nicht vergessen. Da findet sich auch eine ► Leseprobe

DNB / Acabus - Verlag / Hamburg 2013 / ISBN: 978-3-86282-186-0 / 239 Seiten
► Markus Walther in der DNB

© KaratekaDD

Eco, Umberto: Der Friedhof in Prag



"Ich habe ein paar Worte mit ihr gewechselt (seit zehn Tagen lebe ich so in meiner Höhle vergraben, dass ich sogar im Gespräch mit einer Frau Trost finden kann)[...]"

"Der Friedhof in Prag" ist das aktuelle Buch Umberto Eco´s.
Es ist die fiktive Geschichte des fiktiven Advokaten und Fälschers Simon Simonini. Dieser, von Geburt ein Italiener aus dem Piemont (jener intalienischen Provinz, die auch die Heimat Eco´s ist) ist vieles, nur kein Ehrenmann. Von Hause aus antisemitisch sowie erzkatholisch erzogen und Frauenhasser, avanciert er zum Gehilfen eines Winkeladvokaten, den er bald zu überflügeln trachtet und dessen Geschäft und Vermögen er sich durch eine Intrige aneignet.
In die Fußstapfen seines ehemaligen Mentors tretend, widmet er sich im Auftrag seiner Mandanten vornehmlich der Herstellung von gefälschten Testamenten und Urkunden. 
Umberto Ecos neuestes Werk ist, wie könnte es anders sein, wieder ein historischer Roman, der uns diesmal in das 19.Jahrhundert führt und uns u.a. vor dem historischen Hintergrund der Staatenwerdung Italiens eine phantastische Geschichte erzählt, deren Hauptfigur, Simon Simonini, zwar fiktiv ist, die erzählten historischen Ereignisse einschließlich vieler der handelnden Personen es jedoch keineswegs sind.
Guiseppe Garibaldi war
ein ital. Freiheitskämpfer
Quelle: Wikipedia
Simonini verstrickt sich, als zunächst der italienische und dann später der französische Geheimdienst auf seine Qualitäten als Intrigant und Fälscher aufmerksam werden, immer mehr in Intrigen und geheimdienstliche Aktivitäten, die sich gegen Freimaurer und Juden richten.
Die Geschichte, die Umberto Eco nach und nach vor uns ausbreitet, beginnt im Paris Mitte des 19. Jahrhunderts. Hier geht Simonini mittlerweile, getarnt als Trödler bzw. Antiquitätenhändler, seinen zweifelhaften Geschäften nach. 
Aber Eco wäre nicht Eco, würde er uns nur eine einfache, lineare Geschichte erzählen.
Nein, die Sache ist ein wenig komplizierter, denn Simonini leidet an einer Art Schizophrenie, die ihn mal als Simonini, mal als den Abbé Dalla Piccola agieren lässt, wobei der eine nichts von der Existenz des anderen weiß. So ist Simonini gezwungen, ein Tagebuch zu führen, um so seiner Doppelexistenz auf die Spur zu kommen und seine temporären Gedächtnislücken auszugleichen. Neben Simonini und dem Abbé Dalla Piccola begegnet dem Leser ein "Erzähler", der das Geschehen um die gespaltene Persönlichkeit Simonini/Dalla Piccola auf einer metaphysischen Ebene kommentiert. 
Freimaurer
Quelle: Wikipedia

So enthüllt sich vor dem Leser, teilweise in Rückblicken, eine phantastische Geschichte voller Verleumdung, Intrige und Gewalt bis hin zum Mord. 
Eco macht deutlich, wie die Mechanismen funktionieren, die Vorurteile und Erscheinungen wie den Antisemitismus erzeugen. Es wird demonstriert, wie Minderheiten zum Sündenbock für alles Mögliche gestempelt werden können und wie die Gesellschaft dazu verführt werden kann, selbst den unwahrscheinlichsten Verleumdungen kritiklos Glauben zu schenken.
Der jüdische Friedhof in Prag
Quelle: Wikipedia
Der (jüdische) Friedhof in Prag war der Legende nach ein geheimer um nicht zu sagen geheimnisvoller Treffpunkt von Weltverschwörern. Genau diesen Umstand macht sich Ecos Hauptfigur, Simon Simonini zunutze und kreiert die Geschichte einer jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung, die ihren Kristallisationspunkt in einer geheimen Versammlung der Verschwörer auf dem Prager Friedhof findet und der die sog. "Protokolle der Weisen von Zion" zugrunde liegen. Bei diesen ominösen "Protokollen der Weisen von Zion" handelt es sich um ein reales, gefälschtes antiseminitisches Pamphlet.
Dabei wird im Roman immer wieder auch auf die schriftlichen Elaborate und antijüdischen Pamphlete zweifelhafter Publizisten des 19. Jahrhunderts Bezug genommen, so dass der Realitätsbezug der fiktiven Handlung dem Leser stets vor Augen geführt wird.

"Der Friedhof in Prag" ist ein ungewöhnlicher, äußerst vielschichtiger Roman, der die Entstehung und die Natur des Antisemitismus zum Thema hat. Gleichzeitig erzählt Eco uns die Geschichte eines skrupellosen Betrügers, eines Meisters der Manipulation und Verleumdung, der zur Erreichung seiner Ziele über Leichen zu gehen bereit ist.
Das Buch zeigt einen historisch versierten Umberto Eco in erzählerischer Bestform, hat aber durchaus auch seine Längen. Wie bei Eco eigentlich obligatorisch, setzt die Lektüre die Bereitschaft voraus, zu bestimmten historischen Details Informationen bei Wikipedia oder durch einen Blick in Sekundärliteratur nachzuschlagen. Dies ist jedoch in diesem Falle nicht nur nützlich, sondern unerläßlich zum Verständnis der Handlung.

Mein Fazit: 
Ein interessantes, aber sicher nicht Ecos stärkstes Buch.


Copyright: TinSoldier


Sonntag, 30. März 2014

Mörike, Eduard: Er ist´s




Er ist´s



Frühling läßt sein blaues Band 
wieder flattern durch die Lüfte 
süße wohlbekannte Düfte 
streifen ahnungsvoll das Land 
Veilchen träumen schon 
wollen balde kommen 
horch,von fern ein leiser Harfenton 
Frühling ja du bist`s 
dich hab ich vernommen
(Eduard Mörike)

Buchgesichter au revoir


Es war der 16. Juni 2009. Das ist irgendwie ziemlich lange her. Wenn ich mich recht erinnere, war es eine Mail des Bertelsmann – Clubs, welche mich auf Buchgesichter.de aufmerksam machte. Nun, auf geht’s. Es folgten fast fünf Jahre, von denen die ersten drei wirklich sehr intensiv waren. Lese ich heute die vielen Beiträge, dann erkenne ich, dass sie sich gewandelt haben. Von kurzen und kürzesten Kurzbeschreibungen zu ausgefeilten Texten, in denen trotz vorschreiben Tippfehler hängen geblieben sind. 

25. März 2014
Zu den Rezensionen kamen dann die Buchgeschichten und noch etwas später die Wortgeflüster. Von diversen Gruppen ganz zu schweigen. Gelegentlich gab es Streit: Darüber, wie man Rezensionen schreibt oder aber über bestimmte Buchreihen. Eine Zeitlang übte sich eine kleine Gruppe zu „Texten“ und besprach die „Machwerke“ auf einem separaten Server. MELLI, RIHANNON waren dabei und CENDRA auch.

Es gab sogar mal ein Buchgesicht, benannt nach der ägyptischen Göttin HATHOR, welches mich dazu brachte, HARDCORE zu lesen. Ein anderes Buchgesicht hieß PARDEN und wurde „gezwungen“, Bücher über das Mittelalter zu lesen. Dieses Projekt bekam den Arbeitstitel: DIE RITTER. Eben dieses Buchgesicht belehrte mich über die Existenz weiblicher Philosophen und inspirierte zu eine Reihe, die anfing mit den Worten KARATEKADD erklärt… (Gibt es noch auf diesem Blog…)

Eine andere Episode war der BIATHLON – CHAT mit einem ebenso sportbegeisterten Buchgesicht namens EMMA. Dazu entstand sogar eine Buchgeschichte.

Zu sommerlichen, alkohlgeschwängerten, angeblich äußerst leicht bekleideten Nächten mit Schreibwettbewerben brachte mich ein Buchgesicht namens MRYLUI. Sie bekam ein Patenkind von mir, das Amselchen Peter. Was Schiller und Michael Jackson gemeinsam haben, wurde in Buchgeschichten verewigt. Also, ich hab alles gesichert und weiß immer noch nicht, wie MRYLUI, was für Marie-Luise steht, aussieht. 

An Leserunden hatte ich noch nie teilgenommen. TIM PIEPER und LEA KORTE auf diese Weise kennen zu lernen, war auch ein sehr schönes Erlebnis. Beide finden sich natürlich auch hier wieder. 

Nun ist mit „BG“ wohl Schluss. Der Verlag hält die Seite für finanziell unattraktiv. Also verabschiedet er sich einfach so mit Hinweis auf ein Format, dass die bisherige Community ganz bestimmt nicht aufnehmen kann. Andere Ziele, andere Struktur… 

Allerdings bin ich sehr froh darüber, gemeinsam mit PARDEN & TINSOLDIER diesen Blog mit dem geheimnisvollen Namen LITTERAE – ARTESQUE gegründet zu haben. Ohne Buchgesichter.de gäbe es den gar nicht. Insofern werde ich den Abgang einer der größten und wahrscheinlich der familiärsten Bücher-Community verschmerzen können. Ganz aus der Welt sind wir ja nicht. Hier und da finden sich alte Bekannte…

Dies ist ein kleiner Ausschnitt. Bin gespannt, was meine Mitstreiter erzählen werden...

* * *
CIAO Buchgesichter!

Meine "Karriere" bei den Buchgesichtern begann ich 2010 unter dem Usernamen TinSoldier:

"Wer bist du?"

Buchgesicht Kamui stellte mir kürzlich diese interessante Frage. Seither denke ich über die richtige Antwort nach: 
Wer bin ich denn eigentlich?? Spontan habe ich erst einmal geantwortet: 

„Ein Mensch - wie Du“.
Aber diese Antwort ist geklaut.


Bei Mozart, Zauberflöte, 1. Akt. Papageno zu Prinz Tamino: „Wer ich bin? Dumme Frage! Ein Mensch, wie du!“
Der Text zu dieser Oper stammt übrigens von einem Herrn Schickaneder. Aber das ist eine ganz andere Geschichte... 

So begann einer meiner ersten Beiträge auf Buchgesichter.de. 
Es war der erste Teil einer Fortsetzungsgeschichte mit dem legendären Titel "Mama, Hasa, Kackerli" und hat etlichen Buchgesichtern offenbar viel Spaß bereitet, zumindest durfte ich das aufgrund der vielen netten Kommentare annehmen.

Die Zeit bei den Buchgesichtern hat mir viele neue virtuelle Freundschaften beschert. Es war eine tolle Gemeinschaft, die ich vermissen werde.
Nun wird die Seite Buchgesichter.de leider geschlossen. Das ist sehr schade und hat uns alle sehr betroffen gemacht. So mussten wir uns alle auf die Suche nach einer neuen Community machen. Zwar bin auch ich mittlerweile u.a. bei Lovely Books vertreten, aber irgendwie ist es nicht mehr dasselbe. 
Glücklicherweise habe ich aber in Anne Parden und Uwe Karatekadd zwei Freunde gefunden, die ich zwar nach wie vor noch nie persönlich getroffen habe, die mir aber nach diesen 4 Jahren unserer Internetbekanntschaft echt ans Herz gewachsen sind und mit denen ich diesen Blog bestreiten darf. Und das betrachte ich (ohne Schmeichelei) als Auszeichnung!
Litterae Artesque ist meine neue virtuelle Heimat geworden und es wäre wirklich schön, wenn auch möglichst viele ehemalige Buchgesichter unseren Blog abonnieren würden, damit die Verbindung nicht abreisst!

Vom Ende der Buchgesicher am härtesten getroffen wurde aber, so glaube ich, die unangefochtene ehemalige Nr. 1 der Buchesichter, Anne Parden. Anne war über Jahre hinweg schlichtweg die Seele dieser Community, und ihr gebührt zweifelsfrei das letzte Wort in dieser Sache!

Euer TinSoldier

* * *

Ein leises Servus auch von mir...

Genau einen Tag später als Uwe, am 17. Juni 2009, stieß ich ebenfalls durch eine Mail des Bertelsmann-Clubs auf das gerade neu eröffnete Forum der Buchgesichter. Eigentlich wollte ich nur mal kurz schauen - die Lese-DNA reizte mich, wie würde wohl mein Balken aussehen?
Doch trotz meiner großen Vorbehalte gegenüber dem Internet und seinen Tücken blieb ich hängen. Erste Freundschaftsanfragen kamen, ein Austausch begann, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Lauter begeisterte Büchermenschen trafen hier aufeinander und tauschten sich über ihre gemeinsame große Leidenschaft aus. Doch schnell wurde klar: es gab hier noch viel mehr Möglichkeiten. 


Buchgeschichten, später auch die Wortgeflüster und die Gruppen ermöglichten einen Austausch auch über ganz andere Inhalte. Alles was einen beschäftigte, konnte niedergeschrieben werden, stieß auf offene Augen und wurde kommentiert. Zeitweise auch sehr Persönliches, doch hatte man zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass damit sorgsam umgegangen wurde. 

Leserunden, Wanderbücher, Klön-Café, SuB-Abbau-Gruppe mit monatlichen Aufgaben zur Motivation, Lesechallenges, Wichteln - all das hielt die Gemeinschaft über die Jahre hinweg lebendig. Es war einfach, miteinander in Kontakt zu treten und die Beiträge der einzelnen Buchgesichter zu verfolgen.
Am intensivsten empfand ich ähnlich wie Uwe die ersten drei Jahre, bis Bertelsmann mehr Zulauf suchte und bekam. Dadurch wurde alles schnelllebiger, unübersichtlicher, die Ausfälle der Seite häuften sich, ohne dass man die Probleme in den Griff bekam. Doch auch in dieser Zeit waren es v.a. die Begegnungen bei den Buchgesichtern, die den Charme dieser Seite ausmachten. Kaum ein Tag, an dem ich nicht zumindest kurz vorbeischaute und hallo sagte - ein bisschen wie nach Hause kommen.

Nun steht dieses Haus kurz vorm Abriss. Und wie bei allen endgültigen Abschieden fällt es mir schwer. Ich war nicht die Seele der Community, wie Rudi so wohlwollend schreibt. Da gab es andere, die, gerade in letzter Zeit, deutlich präsenter waren als ich. Aber ich war wie die anderen auch ein fester Bestandteil der Buchgesichter. 

Was mir am meisten fehlen wird, sind die anderen. Einige davon sind mir im Laufe der Zeit besonders wichtig geworden. Durch den Blog halte ich den den Kontakt zu zweien von ihnen, worüber ich genau wie meine Mitstreiter hier seit Bekanntgabe der Schließung der Buchgesichter doppelt froh bin. 
Aber bei anderen wie bei Emma alias Sabine oder bei Regina, zu denen sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft entwickelt hat, wenn bislang auch nur erst virtuell, hege ich die Befürchtung, dass der Kontkat nun sporadischer werden wird...

Doch alles Jammern hilft nichts. Wie Uwe schon schrieb: ohne BG gäbe es diesen Blog nicht, und ich schaue wenn auch traurig, so doch auch dankbar auf fast fünf Jahre familiärer Buchgemeinschaft zurück. Nun müssen wir schauen, was die Zukunft bereithält.

Löschen werde ich meinen Account bei BG allerdings nicht. KaratekaDD und TinSoldier gibt es dort bereits nicht mehr, so wie viele andere auch. Aber wenn schon Nummer 1, dann gilt doch wohl auch: Der Kapitän geht als Letzter von Bord. Oder eben mit dem Schiff unter...

Trösten wir uns mit der Tatsache, dass es immer Bücher geben wird, immer neue Welten, in die einzutauchen sich lohnt, und immer Menschen wie uns, die sich über eines der schönsten Hobbys auch gemeinsam austauschen möchten.

* * *

Und so gibt es eben nun das endgültige: Servus, BG!