Samstag, 31. Januar 2015

Pellissier, Marie: Die tödliche Tugend der Madame Blandel



Die tödliche Tugend der Madame BlandelParis, Place des Vosges: Seit vielen Jahren wacht die Gardienne Lucie über das Wohl des Hauses Nr. 3 und seiner Bewohner. Als die Leiche der kaltherzigen Vanessa Blandel aus der Seine geborgen wird, befürchtet Lucie das Schlimmste. Denn sie hat in der Wohnung der Blandels Spuren verwischt - und Kommissar Legrand wird sie für die Täterin halten! Es steht Spitz auf Knopf. Lucie muss unbedingt vor der Polizei herausfinden, wer Vanessa auf dem Gewissen hat …




  • Taschenbuch: 336 Seiten
  • Verlag: Diana Verlag (12. Mai 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3453357671
  • ISBN-13: 978-3453357679











MISS MARPLE AUF FRANZÖSISCH...



Seit mehr als vierzig Jahren sorgt Lucie in der Place des Vosges Nr. 3, Paris, als Hausmeisterin für Ordnung, verteilt Post, Pflaster und gute Ratschläge. Die Bewohner schätzen und lieben ihre Gardienne. Einzig Vanessa Blandel, die erst vor Kurzem die Wohnung ihrer Schwiegermutter übernommen hat, macht ihr das Leben schwer. Eines Tages entdeckt Lucie mit Entsetzen, dass das Schlafzimmer unordentlich hinterlassen wurde - und dabei ist Vanessas Ehemann auf Geschäftsreise, das weiß sie ganz genau! Lucie macht sich sofort daran, alle Spuren des Ehebruchs zu beseitigen. Kurz darauf wird Vanessa tot aus der Seine geborgen.
Lucie ahnt, dass sie in ihrer Ordnungsliebe diesmal zu weit gegangen ist. Wahrscheinlich hat sie wertvolle Spuren vernichtet, und die Polizei wird sie verdächtigen! Da steht auch schon Kommissar Legrand in der Tür und will von der Gardienne alles über die Blandels wissen. Ein ums andere Mal muss Lucie den Kommissar auf eine falsche Fährte locken, um mit ihren eigenen Nachforschungen dem Mörder nahe zu kommen - gefährlich nahe...


"So wie er war konnte sie den Raum auf keinen Fall lassen, auch wenn die Szenerie im Dämmerlich schon weniger hässlich wirkte. Lucie musste Ordnung schaffen! Bestimmt würde die äußere Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes eine heilsame Wirkung auf das Innenleben der Eheleute haben..." (S. 20)


Lucie ist die gute Seele des Hauses und nimmt ihre Aufgaben als Gardienne seit über vierzig Jahren sehr ernst. Neben den eigentlichen Pflichten erledigt sie immer wieder auch kleine Gefälligkeiten und macht sich damit auf liebenswerte Art nahezu unentbehrlich. Auch Vanessa Blandel nutzt die Dienstleistungen Lucies, doch zeigt sie sich ihr gegenüber anders als die anderen Mieter des Hauses immer wieder kritisch und undankbar. Dennoch bemüht sich Lucie unverdrossen weiterhin um einen positiven Kontakt, weshalb es ihr fast als selbstverständlich erscheint, die eindeutigen Spuren im Schlafzimmer zu vernichten, um den Ehefrieden der Blandels nicht zu gefährden.
Doch hat sie sich nicht träumen lassen, welche Auswirkungen ihr Ordnungsssinn und Harmoniebedürfnis haben würde. Als Vanessa tot aus der Seine gefischt wird, hat Lucie große Sorge, durch die Vernichtung möglicher Beweise selbst ins Visier der polizeilichen Ermittlungen zu geraten. Da bleibt ihr kaum etwas anderes übrig, als sich selbst auf die Jagd nach dem Mörder zu begeben. Ein Unterfangen, das ihr ganzes bisheriges Leben auf den Kopf stellt....

Lucie ist eigentlich in einem Alter, in dem sie sich mit ihrem Ehemann Antonio in den wohlverdienten Ruhestand begeben könnte. Doch sie denkt gar nicht daran - schließlich ist das Pariser Haus nicht nur ihr Arbeitsplatz, sondern ihr Zuhause seit über vierzig Jahren. Allerdings bringen die Ermittlungen in dem Mordfall und die neuen Erkenntnisse über Menschen, die sie zu kennen glaubte, nun alles durcheinander, und zuweilen taucht in Lucie doch der Gedanke auf, ob sie dem allen wirklich noch gewachsen ist.
Eine liebenswürdige Ermittlerin à la Miss Marple begegnet dem Leser in diesem Krimi, und natürlich darf hier auch nicht das Pendent des eher trotteligen Polizisten fehlen, dem die auf eigene Faust forschende Lucie haushoch überlegen ist. Manchmal etwas überzogen die Rolle des im Dunkeln tappenden und stets die falschen Schlüsse ziehenden Polizisten, besticht der Krimi dennoch durch seine warmherzige Art. Das Pariser Flair, das einen hier auf Schritt und Tritt begleitet, trägt ein Übriges zur Wohlfühlatmosphäre bei, und ein flüssiger Schreibstil sorgt überdies für unterhaltsame Lesestunden...

Ein warmherziger Krimi mit Pariser Flair, unterhaltsam und intelligent - richtig schön für einen sonnigen Nachmittag auf dem Sofa...


© Parden






Quelle
Marie Pellissier ist mein Künstlername. Meine jüngste Kindheit habe ich in Brüssel verbracht wo ich einen französischsprachigen Kindergarten besuchte. Ich liebte die großen Parks (vor allem im Herbst, wo wir durch die Blätterberge tobten) war fasziniert von Puppen - in Brüsseler Spitze gehüllt - Stilmöbeln, alten Damen und den Dackeln, die sie spazieren führten, Eclairs, Gauffres, Kroketten und bunt blinkendem Christbaumschmuck. In besonderer Erinnerung sind mir noch die Aufführungen im Kindergarten auf einer echten Bühne in einem echten Theatersaal. Kurz: Brüssel war alles, was das Leben lebenswert zu machen schien. Mit Anfang zwanzig war ich dann zum ersten Mal alleine in Paris - und fühlte mich dort sofort zu Hause. Was dem kleinen Mädchen Brüssel gewesen war, schien die junge Frau in Paris zu finden. Mit einem wichtigen beruflichen Auftrag durfte ich zwei Wochen lang in einem der hohen Bürotürme in La Défense, dem futuristischen Büroviertel arbeiten. Welch ein Abenteuer! Und ein russischer Kollege - vollendeter Kavalier - zeigte mir am Wochenende alles, was man von der Stadt gesehen haben musste, um sich mit Haut und Haar in sie zu verlieben. „Il faut profiter du Bonheur de la vie!“ Von da an musste ich jedes Jahr dort sein. Zuerst waren es Eifelturm, Trocadero, das Viertel um die Oper und die Grands Boulevards, das Musée Grevin und der Montmartre, das Quartier Latin und der Jardin du Luxembourg, die mich interessierten. Daneben Meeresfrüchte und Crème brulée. Als der Traum vom Leben in Paris endlich wahr wurde, musste ich erkennen, dass die meisten Wohnungen laut und dunkel waren. Und so machte ich mir zur Bedingung: Entweder eine Wohnung am Place des Vosges, eine mit Blick auf den Eifelturm, oder gar keine. Die Maklerin hielt mich vermutlich für überspannt und sagte, ein Lottogewinn wäre wahrscheinlicher. Doch dann, drei Tage später, konnte sie das völlig unmögliche möglich machen: eine Dachgeschosswohnung am Place des Vosges, Hausnummer 3. Hätte ich mein Herz nicht schon an die Stadt verloren gehabt, so hätte ich es noch an diese Wohnung verschenken können und an die Gardienne, die wir sozusagen mit mieteten. Sie heisst zwar nicht Lucie, ist auch keine 60 Jahre alt, keine religiöse Katholikin, aber auch sie hat ein Herz aus Gold und ist die Seele des Hauses. Wenn ich meine Lucie-Krimis schreibe, so tue ich das aus zwei tiefen Gefühlen heraus: aus Liebe zu dieser Stadt, zu diesem Gebäude und zu meiner Gardienne. Und aus tiefstem Heimweh. Verbringen wir also etwas Zeit gemeinsam in Paris? Und wenn es nur zwischen zwei Buchdeckeln ist...

Quelle  Text

Freitag, 30. Januar 2015

Schlußmeier, Andreas: Grimmige Zeiten


Das Königreich von Fairydale liegt seit 100 Jahren im Tiefschlaf. Tristan von Worren macht sich auf den Weg, um die schlafende Schönheit aufzuwecken und so König von Fairydale zu werden. Doch das klingt leichter als es tatsächlich ist.






  • Verlag: München : Knaur-Taschenbuch
  • 2003
  • ISBN 10: 3426703017 
  • ISBN 13: 9783426703014










ES WAR EIN MAHL...


Graf Worren von Schreddershire ist verzweifelt: Sein Sohn Tristan küsst keine Jungfern und tötet auch keine Drachen, sondern schreibt Gedichte! Und das, obwohl Worren dringend eine saftige Mitgift für seinen maroden Haushalt braucht. Einzige Rettung: Die Prinzessin von Fairydale, die seit 100 Jahren schlummert und ihrem Retter Ehe und Vermögen garantiert. Also engagiert Worren den Ritter McMunro, um aus Tristan einen Helden zu machen...

Reichlich blauäugig macht sich der Grafensohn Tristan auf die Suche nach dem sagenumwobenen Fairydale, um die Prinzessin und damit sein Glück zu suchen. Immer hübsch auf seine manikürten Fingernägel achtend und auf die passende Farbzusammenstellung seiner Kleidung bedacht, reist er ausgerechnet in Begleitung des pragmatischen und meist grimmigen McMunro, dessen Lösungen für den Geschmack Tristans meist zu handfest ausfallen und der der festen Überzeugung ist, dass es Märchen heutzutage nicht mehr gibt.
Bei der Suche soll den beiden eine alte Karte helfen, doch da sie wie Fairydale selbst von einem Fluch überzogen ist, zeigt sie nichts als weißes Papier. Der erste Weg führt die Abenteuerer daher nach Boelkenby, wo sich zahlreiche Magier tummeln, unter ihnen vielleicht jemand, der in der Lage ist, den Fluch von der Karte zu nehmen. Die junge Hexenschülerin Leona will sich ihnen bei der Suche anschließen, was zumindest bei Tristan auf heftige Ablehnung stößt. Doch schließlich macht sich das Trio auf den gefahrvollen Weg...

Drei äußerst ungleiche Figuren sind das, die sich da auf die Suche nach dem legendären Fairydale machen. Drei Figuren, die sich gegenseitig meist nervig finden und mit ihrer Meinung auch nicht hinterm Berg halten. Seitenhiebe und Kabbeleien sind da an der Tagesordnung, und so manch witziger Schlagabtausch sorgt für Unterhaltung.
Dazu kommt noch eine reichliche Portion an Verballhornung der alten Märchen, denn vor allem McMunro wird es nicht müde, klarzustellen, wie die Geschichten wirklich verliefen und nimmt ihnen damit reichlich von ihrer ursprünglichen Mystik. Ich muss gestehen, dass ich eher skeptisch an die Lektüre ging und dann wirklich überrascht wurde von einer einfallsreichen Geschichte mit witzigen und überraschenden Wendungen, die tatsächlich an einem gemütlichen Nachmittag inhaliert werden wollte.

Niemals habe ich mir beispielsweise Gedanken darüber gemacht, wie es nach einem 'Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute' weitergehen könnte. Wer hätte  denn schon geglaubt, dass der Jäger, der seinerzeit den Namen Rumpelstilzchens herausfand, als er diesen heimlich am Lagerfeuer beobachtete, später an Depressionen leiden würde, weil der Zwerg doch letztlich seinetwegen einen Suizid begangen hat? Oder dass die Stiefmutter von Schneewittchen seinerzeit nicht wirklich böse war, sondern von ihrem Ehemann verleumdet wurde, weil der sich eine Jüngere anlachen wollte? Oder die mehrfachen Anzeigen Frau Holles wegen Kinderarbeit? Überraschende Einblicke in jedem Fall!
So einzeln gelesen im Rahmen dieser Rezension, wirken die Verballhornungen eher einfallslos und blödsinnig. Vermutlich denkt dies zumindest der ein oder andere. Doch ich habe festgestellt, dass, wenn man diese verkehrte Märchenwelt in den Kontext der Geschichte setzt, daraus ein Heidenspaß wird!

Dieses Buch garantiert ein paar Stunden amüsanter Lektüre ohne großen Anspruch oder Tiefgang - und es hat mich durchaus positiv überrascht! Manchmal tun solche Bücher einfach gut!



© Parden











Andreas Schlußmeier

Andreas Schlußmeier, geboren 1962, konnte seinen Wunsch, Ritter zu werden und Jungfrauen zu erretten, mangels geeigneter Ausbildungsplätze leider nicht verwirklichen. Stattdessen studierte er Anglistik und Wirtschaftswissenschaften und arbeitet heute unter anderem in der Personalentwicklung. Er lebt, zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern, in der Nähe von Herford.

► Quelle





Mittwoch, 28. Januar 2015

Chronik des Jahrhunderts

Da schau ich so in mein Bücherregal, der Blick schweift an den dicken großen Lexika vorbei, da fällt mir ein: Komisch. Kam der neue Band nicht eigentlich vor Weihnachten? Das ist so eine komische Sache bei der jährlich aufgelegten CHRONIK DES JAHRHUNDERTS. Obwohl es um ein Jahrbuch geht, fängt das im Dezember an und endet im November. Der etwas seltsame Grund lautet: Dann kann man das Buch noch als Weihnachtsgeschenk an den Mann bringen. Nun ja... Wer verschenkt schon ein einzelnes Jahrbuch, dass eine dreistellige Summe kostet? [1] 


Am Telefon erfahre ich, das Buch muss unterwegs sein. Am nächsten Tag war es dann da. Die Chronik des Jahrhunderts für das Jahr 2014. Sie setzt die links oben zusehende lexikalische Reihe UNSER JAHRHUNDERT IN WORT BILD UND TON fort.

Nun sind es also mittlerweile 15 dicke Bücher im Ledereinband mit Goldschnitt.und da hab ich anderen Lexika gar nicht erwähnt. Die Lexikothek, Die Weltgeschichte, Die Großen, und die Faksimile-Bände (hier z.B.)





Das Inhaltsverzeichnis zeigt folgende Themen an:
  • Die Chronik. Die funktioniert wie ein Kalender. Nicht ganz jeder Tag, aber meist war was los. Im Februar "holt" sich Russland die Krim. Jeder Monat hat auch noch eine Trendseite. Im April z.B. Shakespeare wird 450.
  •  Danach kommen Themen und Trends: Beispiele sind "Wetten Dass...?" am Ende; Bier ist der neue Wein; 25 Jahre Mauerfall - natürlich; Ein Mädchen bekommt den Friedensnobelpreis.
    In der Zeitreise gehts um die 80ziger Jahre - hier darf Dirty Dancing natürlich nicht fehlen.
  • Im Anschluss finden wir die Themen des Jahres..
  • Entwicklungen Fakten Hintergründe schließen sich an. Natur und Wissenschaft, Leben, Reisen, Europa und die Welt; Kultur und Medien...
  • Die Länder der Erde in einem Blick schließen das Ganze fast schon ab.
  • Wenn man so zurückblickt, dann ist auch ein sogenannter Nekrolog nicht schlecht. Wer ist im Jahr 2014 alles gestorben? Da wären zum Beispiel zu nennen:  Richard Attenborough, Mareike Carriere; Joachim Fuchsberger; Siegfried Lenz; Paco de Lucia, Peter o`Toole, Maximilian Shell, nicht zu vergessen Peter Scholl-Latour und Robin Williams...

    Sogar altuelle Briefmarken werden abgebildet - wahrscheinlich ist der Herrausgeber Philatelist.
Was aber waren denn nun die Themen des Jahres? Olympia? Der Krieg in der Ukraine? Oder was?
Hier zeige ich euch mal die Titelseiten:


Der Islamische Staat, ist wohl zwangsläufig das erste. Nachrichten verblassen mit der Zeit. Schlägt man diese Seiten auf, ist dieser Terror nicht nur gegen "Ungläubige" sondern auch gegen alle möglichen Volksgruppen und Stämme in Syrien und im Irak wieder allgegenwärtig. DER IS ruft das KALIFAT aus, in Syrien wird der Bürgerkrieg religiös, im Irak flammt er auch wieder auf. Und Deutschland liefert Waffen an die Kurden. Manch einer denkt da bestimmt an die PKK. PEGIDA allerdings wird erst im nächsten Jahr "aktuell". siehe oben


Der Begriff "Sommermärchen" ist ja nun vielleicht geschützt, nachdem Sönke WORTMANN im Jahr 2006 den Film nach der Fussballweltmeisterschaft drehte. Doch nun ist es erst wieder war: WIR SIND WELTMEISTER. Das zweite Jahresthema in diesem Chronikband. Wer Fussballstatistik nachschlagen will, kommt auf seine Kosten, alle Spiele mit allen Toren sind am Ende aufgeführt.




Aber es wird noch einmal ernst: Vor 100 Jahren begann der 1. Weltkrieg. Natürlich muss daran erinnert werden. Zwischen dem Krieg am Anfang des letzten Jahrhunderts und dem Konflikt, nein dem Krieg in der Ukraine lag zwar noch der 2. Weltkrieg, aber nun ist das Kriegsgeschehen ziemlich dicht an einem dran. Finde ich. 





Aber es gibt ja noch viel mehr: Autos, Architektur, Kunst, Kultur, Musik, wissenschaftlicher Fortschritt und und und.

Echt, man kann herrlich drin schmökern. Manches habe ich im letzten Jahr gar nicht mitbekommen, anderes war mir bekannt, dies und jenes war schon dem Vergessen anheim gefallen. Auf Seite 334 geht es um Internet und dessen Sicherheitsmängel, eine Seite weiter werden "Gebogene Ultra-HD-Fernseher und Computer am Handgelenk" vorgestellt.
Ob BIO wirklich so begehrt ist? Soeben fand ich einen Artikel, indem dargestellt wird REGIONALES ist in.

Papst Franziskus darf man auch nicht vergessen,, der sorgt für "Schwere Zeiten für Klerus und Gläubige".

Es ist schon eine Menge, die da sehr reich bebildert auf  480 Seiten aufgeblättert wird.  Wenn die nächsten elf Bände im Regal stehen, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Insofern ist das Bücherregal ein Kalender. Das ist eine Chronik ja auch.

Komplettiert wird die Sendung durch die dazugehörige DVD. Gelegentlich sucht es sich im Computer ja leichter.  Hinzu kommt ein schmales A4 - Heft für die private Chronik. Ich gebe zu, jedes Jahr versuche ich, diese mal vollständig zu füllen. Hab ich aber noch nie geschafft.


Ich wollte euch aus diesem Anlass einfach mal zeigen, wo ich so zum Beispiel drin rum schmökere und verweise auf das Thema Bibliophilie. Dazu kann man hier weiterlesen. Ich werde aber ganz sicherlich nicht alle Bände vorstellen. Versprochen...

Die Reihe stammt aus dem Bertelsmann Lexicon Institut und wird von der inmediaONE] verlegt.

Euer KaratekaDD

[1] Zur Beruhigung: vorn steht eine 1 



Dienstag, 27. Januar 2015

Die wundersame Geschichte von Mama, vom Hasa und vom Kackerli - Episode 3



Episode 3: Mama, Hasa, Kackerli

Süße, allzu ferne Kindheitstage.
Leise erwachendes Bewusstsein, noch getaucht in rätselhaftes Dunkel. Vages Erahnen des hauchdünnen Hauchs einer Erinnerung nur: Filigran-zerbrechlich, durchscheinend zart wie Seidenpapier, verschwommen, konturlos.
Melodie gewordene Gefühle, die in mir schwingen, liegen wie ein zartes Gespinst über meinem Bewusstsein, untrennbar mit ihm verwoben, als untrennbarer Teil meines Ichs: Da sind vage Schatten von Gedanken an Wärme und gedämpftes Licht, an wohlig-warm-zufriedenes satt sein, an unendlich große Geborgenheit. An Mutterliebe, Vaterliebe. Gedämpfte Geräusche wie leises Murmeln beruhigend - vertrauter Stimmen. Sanft streichelnde, zärtliche Hände, weiche Haut mit vertrautem Geruch. Wie warm-süße Muttermilch sog das erwachende Bewusstsein alles in sich auf:
Eine ganze symphonische Dichtung zart-leiser, bittersüße Sehnsucht weckender Töne und Wahrnehmungen, unendlich fern und gleichzeitig so nah, hat sich auf Ewig eingeprägt in die kindliche Seele und lässt sie noch heute schwingen im Takt jener schlaftrunkenen, glücklich-sorglosen ersten Lebenstage……
Langsam, unendlich langsam nur will das kindliche Bewusstsein auftauchen aus diesem See aus Liebe und Geborgenheit, aus schlaftrunkenen Träumen.
Doch längst hat dieses kleine Menschlein begonnen, sich aus unschuldigem, ahnungslosem Nichtsein emporzuarbeiten und das Vakuum aus dunklem Nichtwissen ganz allmählich aber stetig zu erhellen, es zu füllen mit Wahrnehmung, mit Erinnerung.
Auch hier ein vager Anfang nur, ein kindliches, erkennendes Lächeln vielleicht beim Anblick der Mutter oder das Greifen nach ihrem Finger, die beruhigende Wirkung der vertrauten Stimme oder einer Melodie.
Wie ein trockener Schwamm saugt der erwachende Verstand alle Sinneseindrücke restlos auf und beginnt, mit seiner Umwelt auf kindliche Art in Beziehung zu treten.
Unwiderstehlich wird der Drang, zu kommunizieren, sich mitzuteilen, unbeholfen und unartikuliert noch am Anfang, aber plötzlich, eines schönen Tages dann ist es da, das so oft gehörte Wort, von kindlicher Stimme unbeholfen intoniert:

"M a m a" ………….

- und wird begleitet von einem glücklichen Lächeln !  

Empor zu tauchen aus jener geheimnisvoll – dunklen Ursuppe des Unbewussten in jenen Zustand des wachen Bewusstseins, der denkenden und fühlenden Lebewesen eigen ist, dies ist ein Prozess, den jedes denkende Wesen durchlebt, ist Teil des langen Weges von der Wiege bis hin zum unabänderlichen Ende, das jedem Lebensweg früher oder später unerbittlich durch den Tod gesetzt wird.
Und doch erlebt jedes Lebewesen diesen Prozess anders.
Gemeinsam ist uns allen nur, dass wir auf diesem unserem Weg in´ s und durch´ s Leben unvermeidlich Stück um Stück von jener kindlichen Unschuld verlieren, mit der wir geboren wurden. Und scheinbar gelingt es nur wenigen Glücklichen, sich bis an ihr Ende im Inneren ein kleines Stückchen unschuldiges Kindsein zu bewahren…
Es ist an der Zeit, den Faden unserer Geschichte wieder aufzunehmen, jedoch nicht an jener Stelle, wo wir sie verlassen haben:
zwischenzeitlich schreiben wie das Jahr 1957.

 

Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen...
und Rahn schießt!!!!
Deutschland hat das „Wunder von Bern“ erlebt, ist seit 3 Jahren Fußball – Weltmeister, ein großer und unerwarteter sportlicher Erfolg, Balsam für die angeschlagene Psyche einer ganzen Nation.
Die Trümmer der zerbombten Häuser in den deutschen Großstädten sind fast beseitigt, nur die Trümmer des ehemaligen Hauses meiner Großeltern in Halberstadt sollten noch Jahrzehnte später, vom Gras und von der Geschichte längst überwuchert, wie ein Mahnmal an längst vergangene Zeiten erinnern.


 
 
Im Westen Deutschlands bahnt sich das sog. „Wirtschaftswunder“ an, die Kinos zeigen süßlich-sentimentale Heimatfilme, die nach den wüsten Jahren des Krieges die Bedürfnisse des Publikums nach ein wenig heiler Welt befriedigen und der „kalte Krieg“ hat längst die ehemaligen Alliierten entzweit. „Sputnik 1“ saust um die Erde, ein tiefer Schock für den Westen. Das Raumfahrtzeitalter ist eingeläutet.
Mein erstes zaghaftes „Ma ma“ ,Teil jener undefinierbaren Ursuppe an frühkindlichen Äußerungen, die sich n i c h t in meiner Erinnerung manifestiert haben, dürfte ich in dieser Zeit gestammelt haben.
Sicher zur Freude meiner Eltern und meiner mittlerweile 4 Geschwister, denn zu den beiden Ältesten hatten sich noch ein weiterer Bruder und eine Schwester gesellt.



Waldreichste Stadt Deutschlands: Brilon im Hochsauerland
Die Familie lebte jetzt in der idyllischen Kreisstadt B., malerisch im bergigen Hochsauerland am Rande des Rothaargebirges gelegen und waldreichste Stadt Deutschlands.
Hier, wo sich die Jahreszeiten dazumal noch deutlicher als heute voneinander unterschieden, waren die Sommer heiß und rochen für uns Kinder verführerisch nach Sonne, nach Hitzefrei, Badeanstalt und Eiskrem, während im Winter die Landschaft unter einer tiefen, glitzernden Schneedecke ausruhte und der Frost die Feuchtigkeit des Atems in der Luft kondensieren ließ.

Winter im Sauerland


In dieser wunderbaren Landschaft sollte ich also aufwachsen.
Nun, einstweilen machte ich in meiner Entwicklung, namentlich der sprachlichen, jedoch nur bescheidene Fortschritte.
Meine linguistischen Fähigkeiten beschränkten sich bis dato bekanntlich darauf, einsilbig - monoton das zweisilbige Wort „Ma ma“, zu stammeln. Eine anregende Konversation war damit kaum möglich.
Ich hoffe jedoch, der geneigte Leser möge registrieren, dass sich dahinter mehr verbirgt, als es auf den ersten flüchtigen Blick scheinen mag, nämlich unbestreitbar die Fähigkeit, eine andere Person, in dem Fall meine Mutter, als eigenständige Person zu erkennen.
Nun wäre es natürlich ein weiterer wesentlicher Schritt auf meiner persönlichen Evolutionsleiter, auch mein eigenes kleines Ich zu reflektieren, mich folglich als eigene Person wahrzunehmen.

Ich vollzog diesen Schritt mit der zuverlässigen Hilfe meiner Mutter, die mir peinlicherweise den Kosenamen „Hasilein“ oder kurz „Hasi“ zugedacht hatte. Nachdem sie mich nur häufig genug bei diesem Kosenamen gerufen hatte, plapperte ich ihn irgendwann nach, verballhornte ihn jedoch dabei in „Ha sa“. Dies hinderte meine stolze Mutter aber nicht, zu der unerschütterlichen Überzeugung zu kommen, aus mir müsse einmal „was werden“.
Hätte ich geahnt, dass mich dieser Kose- um nicht zu sagen Spitzname - einige Jahre verfolgen würde, ich hätte ihr den Gefallen wohl nicht getan. Oder doch? Schließlich war er später noch sehr einträglich.
Doch d i e Geschichte erzähle ich ein anderes Mal.
War meine frühkindliche, geistig – soziale Entwicklung auch soweit planmäßig und zufriedenstellend verlaufen, indem ich sprechen und zwischen „DU“ und „ICH“ differenzieren lernte, so war dies aber kein Grund, sich auf den berühmten Lorbeeren auszuruhen.
Meine Mutter legte anscheinend großen Wert darauf, dass ich mich weiter in Selbstreflektion übte. Ehrlich gesagt bin ich ihr bis heute dankbar dafür, ist Selbstreflektion doch eng verbunden mit Selbstkontrolle und diese wiederum mit kritischer Selbstbetrachtung.
Sich in kritischer Selbstbetrachtung zu üben aber ist eine Fertigkeit, die jedem Menschen gut zu Gesicht steht, aber leider viel zu wenig verbreitet ist. Selbstkritik schützt vor der Volkskrankheit Selbstüberschätzung und Überheblichkeit!
Womit wir also beim „Kackerli“ wären. 
Der geneigte Leser hat sich sicher schon die Frage gestellt, was es mit diesem rätselhaften Begriff auf sich haben könnte.
Und genau jetzt beginnt die Geschichte, mir peinlich zu werden !
Kurz und schmerzlos gesagt, verhielt sich die Sache so:
Wie jeder unschuldige neue Erdenbürger hatte ich einen gesunden Appetit und eine ebensolche Verdauung. Meine demzufolge regelmäßig vollen Windeln animierten meine stolze Mutter jedes Mal zu dem freudigen Ausruf: „Ach Du mein kleiner KACKERLI…..“ .
Lernfreudig, wie ich war, griff ich diese neue Redewendung bald auf, und da war er geboren, mein neuer Schlachtruf:

„Mama – Hasa ------ Kackerli !“
Der feinsinnige Leser wird bemerkt haben, dass dies ein ganz entscheidender Schritt in meiner geistigen Entwicklung war, weil ich nun erkannte, was ich wirklich war: Ein kleiner Hosenscheißer!
Und die Moral von der Geschicht´ ?
Wir waren in unserem Leben a l l e mal kleine Hosenscheißer, aber manche von uns haben es vergessen ! Die Erinnerung daran kann helfen, sich selbst

 
             

nicht  a l l z u  w i c h t i g  zu nehmen in diesem Leben.
Denn diese Welt kann im Zweifel gut auf uns verzichten – auf j e d e n von uns.
Noch Jahrzehntelang danach war diese Geschichte gern genommen auf diversen Familienfesten, von meiner Mutter immer mit Begeisterung und Liebe zum Detail vorgetragen.
Wie oft haben wir im Familienkreise herzlich darüber gelacht, ich selbst immer am meisten, wenn auch immer mit dem wehmütig-bitteren Gefühl, Kindheit und Jugend auf immer verloren zu haben.





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Alle Fotos: Internet


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Montag, 26. Januar 2015

Gottwald, Josefine: Zwischen Steppe und Sternenhimmel...

... Pferdeabenteuer in aller Welt.
Ein Kinderbuch aus dem ALWIS - Verlag. 
      von Josefine Gottwald.


Ich behaupte einfach mal, dass die allermeisten Pferdebücher auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt Mädchenbücher sind. Man kann das ja mal ausprobieren und unter google  "Pferdebücher" suchen. Dabei kommt gleich das folgende Bild heraus. Das dritte in der ersten Reihe von links ist gleich mal eine Serie, klappt man den Link auf, stehtr da was von FÜNF PFERDEBÜCHER FÜR MÄDCHEN. Gibt es einen besseren Beweis? Es gibt sogar eine Seite dafür: pferdebücher.net, wie man ziemlich in der Mitte erkennen kann.


Screenshot

Vielleicht denkt jetzt der eine oder andere, das ist ja ein komischer Beginn für eine Buchrezension, denn dummerweise ist das Buch um das es geht gar nicht dabei. Ich kann euch aber beruhigen, gibt man "Pferdebücher+Gottwald" ein, sieht das natürlich anders auch. Bevor ich hier ins Statistische abgleite, komme ich lieber zurück zum Thema und erkläre, es ist logisch, dass Josefines Buch nicht gleich auftaucht. Es ist nicht einfach ein Mädchenbuch sondern eins für Jungs & Mädchen. Ich hab schon Mädchenbücher gelesen. Und da ich ein ausgesprochener Fan von Harka Steinhart Nachtauge [1] bin, kenne ich mich auch mit Pferdegeschichten für Jungs aus.

Aber hier nun zum Buch der Dresdnerin Josefine Gottwald. Ganz vorn steht auf der allerersten Seite: "...ich wünsche dir eine spannende Reise mit freundlichen Begleitern, die dich aus unserer schönen Stadt in die entferntesten Winkel der Welt tragen."  Damit ist schon mal klar, ich bekam das Buch von der sympatischen Autorin selbst, die ich im letzten Jahr auf der Dresdner Büchermesse SCHRIFTGUT kennen lernte. Warum ich das nun auch noch erwähne? Na weil sie dort das hier zu besprechende "Pferdebuch" vorstellte. (Das Bild hab ich mir soeben von ihrer Facebookseite geklaut - Ich hoffe, du hast nichts dagegen).

* * *

Acht kurze Geschichten erzählt Josefine Gottwald auf 90 Seiten - Geschichten aus aller Welt. Sie beginnt auf dem Kontinent, welcher wirklich das "Ende der Welt" für uns bedeutet: In Australien reiten Jenny & Jack allein in das Land, sie wollen eine Herde Wildpferde weg treiben, da die sich am Getreide gütlich tun und Gefahr laufen, erschossen zu werden. Unvorstellbar für uns, oder?

Sehr gefallen hat mir auch die zweite Geschichte, in der ein armer Stallbursche Karim als einziger mit edem wilden Hengst Tarik klarkommt, der einem arabischen Emir gehört. Es ist die Chance für den Jungen, denn er darf ihn in einem Rennen reiten. Die Chance die der Junge am Ende erhält, ist sehr groß...

Island ist die nächste Station. Lena & Tristan suchen auf ihren Ponys Flikka und Kráka nach entlaufenen Lämmern und kommen an alten Lavewüsten und Geysiren vorbei. Nebenbei las ich erstmals, das Pferde auch Fisch fressen. Nun, wir sind halt in Island...

Büffeljagd kommt meinen "Erfahrungen" wohl am nächsten. Ich sage blos noch einmal Harka, welcher von seinem Vater ein Büffelpferd geschenkt bekam und sich später einen wilden Falben fängt.  Doch haben wir es hier diesmal mit einem Cherokee - Indianer zu tun. Awi Usdi, Kleiner Hirsch, bereitet sich mit seinem Pony Kola auf seine erste Büffeljad vor. als er den ersten selbst erlegten Büffel betrauert, erklärt ihm sein Vater: "Auch du must lernen, wenn du ein Jäger sein willst: Die Büffel kommen und die Büffel gehen, ebenso wie die Pferde und auch wir. Doch mit allem, was lebt sind wir verwandt. Das nenen wir Hunkápi. [2] Und Iuptála heißt: Eins sein mit den Elementen, der Mutter Erde und allem, was auf ihr lebt und gedeiht. Erweise dem Geist des alten Büffels Respekt und bitte ihn um Verzeihung. Er gibt uns sein Fleisch, dodass wir überleben können, denn seine Zeit war gekommen. Aber das Leben vergeht und erblüht zur selben Zeit, und wenn heute ein Büffel stirbt, dann wird morgen wieder ein neuer geboren." [3]

Die vierte Geschichte führt und nach Irland und erzähl von Fiona, die mit der Stute Maggi über die Märkte bei Kilkenny zieht und Töpfe und Pfannen verkauft. Gegenüber anderen Kindern behauptet sich das Tinker-Mädchen [4] aber auf dem Pferderücken. Mit Maggie läuft sie weg, weil sie nichts verkauft hatte. Findet sie wieder zu ihrer Familie zurück?

Die nächste Geschichte führt uns in die Alpen zu Toni und Franz, die hüten Haflinger-Pferde auf der Alm. Haflinger, so lernen wir, transportierten früher auf hölzernen Gestellen  Güter wie Salz und Wein über die Alpen.

Auf dem Rücken eines Norwegerponys bringt Solveig Milch und Eier auf abgelegene Höfe und schaut dabei tief hinab auf die Fjorde. Da gibt es in strömenden Regen auf dem Pass einen Unfall. Olav, das Pony kämpft taper und steht dem "Sonnenkind" bei bis Hilfe naht.

Pferde ohne Spanien, geht ja gar nicht. Pilar ist mit ihrem Vater unterwegs, der ein neues Pferd erwerben will. Der hengst scheut und verschwindet in den Gassen. Mit dem Stalljungen Carlos sucht Pilar, die eigentlich Maria heist, nach El Fuego, denn der Junge hat den andalusischen Hengst "Feuer" genannt. Ihr Vater braucht ein gutes Pferd, wenn er als Hirte die Stiere für die Arena auswählt. Werden sie das Pferd finden?

"Sprudelnde Geysire, brennender Wüstensand, steile Klippen am Fjord und die unendliche Prärie Nordamerikas sind nur einige Orte, die wie geschaffen sind für spannenden Abenteuer hoch zu Ross.
Acht junge Reiter aus unterschiedlichen Ländern erleben auf dem Rücken ihrer Pferde brenzlige situationen, müssen schwierige Aufgaben bewältigen und vor allem eins: Mutig sein und auf sich selbst vertrauen! Dann kann fast alles gelingen." (Buchrücken)

* * *

Die Geschichten stammen aus verschiednen Zeiten und doch noch nicht allzuweit weg, es scheint uns als Bewohner eines dichtbesiedelten hochindustrialisierten Landes vielleicht nur so. Sie vermitteln auch ein Bild verschiedener Kulturen und doch ist eines immer gleich: Kinder bauen zu den Vierbeinern, seien sie nur Arbeits- oder Rennpferde, seinen sie klein oder groß, eine Beziehung auf, die auf Tierliebe und Verständnis beruht. Das ist neben Abenteuer und Mut und Selbstvertrauen eine weitere Botschaft der Geschichten.

Das Buch wurde sehr schön illustriert von Sandra Mahn, welche mir die Verwendung der Zeichnung des Indianerjungen gestattete. Zu jeder Geschichte gibt es eine wundere Zeichnung, wobei mir die, auf denen die handelnden Kinder zu sehen sind, am besten gefallen. Die 1980 geborene Grafikdesignerin gestaltet nicht nur Kinderbücher sondern auch T-Shirts stellt Graffiti mit ihren Motiven her.  Sie malt am liebsten Aquarelle und dabei Tiermotive, dabei orientiert sie sich an impressionistischer Malerei. Schaut doch mal auf ihre Internetseite.


http://www.josefinegottwald.de/


Josefine Gottwald kann man auf ihren fantasievollen Blog begegnen. Schlägt man den auf, dann ahnt man es schon: Wir begegnen einer Fantasyautorin. Klickt einfach mal auf die obige Abbildung. Weiter geht es links zu Josefine selbst, dort erährt man viel über die Diplombiologin, die wohl einen solchen Umweg zur Autorin brauchte. Da könnt ihr auch nachlesen, welche Bücher sie bereits geschrieben hat. Rechts wird die Fantasyliebhaberin lebendig, die auch bloggt.

Nicht vergessen möchte ich die Webseite elbmargarita.de, dieses Kulturmagazin ist nicht nur etwas für Dresdner.

Josefine, ich danke dir für das schöne Buch, welches ständig den Kinden der Familie "vorgehalten" wird zwecks vermehrter Lektüre.

DNBALWIS - VERLAG / Dresden 2014 / ISBN: 978-3-938932-39-1 / 98 Seiten

© KaratekaDD



[1] Harka Steinhart Nachtauge ist den Liebhabern der Bücher von Prof. Liselotte Welskopf-Henrich natürlich bekannt. Der jagte auch mit 14 seinen ersten Büffel und zähmte später ein wildes Pferd, indem er tagelangen sang.
[2] Hunkapi heist auch ein Verein bei Saarbrücken, der dort auf der Stone-Hill-Ranch beheimatet ist. Dort widmet man sich dem "gebisslosen" Reiten, lässt also die Pferdemäuler frei. Der Name kommt also nicht von ungefähr.
[3] Ich bin mir nicht ganz sicher, aber die Cherokee - Indianer scheinen mir keine Büffeljäger gewesen zu sein, da sie sich schon bei der Ankunft englischer Siedler mit Farmerei befassten und südöstlich der großen Prärien lebten. Zu den nomadischen Bisonjägern gehörten sie eigentlich nicht. Allerdings sollen die Bisonherden durchaus bis zum Mississipi - River gezogen sein. 
[4] Fiona ist ein sogenanntes Tinker-Mädchen. Auf den ersten Blick geht ihre Familie hausieren wie Zigeunerfamilien. So wird auch Fiona von den Iren damit in Verbindung gebracht. Tinker sind aber keine Sinti und Roma, sondern eine eigene soziokulturelle Gruppe irischen Ursprungs. Man nennt sie auch Tinker Travellers (Pavee). Sie wurden auch als Kesselflicker bezeichnet. Da die Autorin sowieso einen kleinen Glossar angehängt hat, wäre es schön gewesen, wenn dies erklärt wurden wäre.





Sonntag, 25. Januar 2015

Röder, Britta: Die Buchwanderer

"Bücher lesen
heißt wandern gehen in ferne
Welten, aus den Stuben über die Sterne".
(Jean Paul, 1763-1825)


Das obige Zitat habe ich mir von der Webseite der Autorin "ausgeliehen" (sorry Britta), aber ich finde es äußerst passend zur Rezension dieses Buches von Britta Röder.
Übrigens: Zu Britta Röders Webseite geht´s HIER

"Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn? "–


(Johann Wolfgang von Goethe)

William Shakespeare


"Du weißt, die Nacht verschleiert mein Gesicht,
Sonst färbte Mädchenröte meine Wangen
Um das, was du vorhin mich sagen hörtest.
Gern hielt' ich streng auf Sitte, möchte gern
Verleugnen, was ich sprach: doch weg mit Förmlichkeit!
Sag, liebst du mich? Ich weiß, du wirst's bejahn,
Und will dem Worte traun; doch wenn du schwörst,
So kannst du treulos werden; wie sie sagen,
Lacht Jupiter des Meineids der Verliebten.
O holder Romeo! Wenn du mich liebst:
Sag's ohne Falsch! Doch dächtest du, ich sei
Zu schnell besiegt, so will ich finster blicken,
Will widerspenstig sein und nein dir sagen,
So du dann werben willst: sonst nicht um alles.
Gewiss, mein Montague, ich bin zu herzlich;
Du könntest denken, ich sei leichten Sinns.
Doch glaube, Mann, ich werde treuer sein
Als sie, die fremd zu tun geschickter sind.
Auch ich, bekenn ich, hätte fremd getan,
Wär ich von dir, eh' ich's gewahrte, nicht
Belauscht in Liebesklagen. Drum vergib!
Schilt diese Hingebung nicht Flatterliebe,
Die so die stille Nacht verraten hat."
(Shakespeare, Romeo und Julia,
Julia im 2. Aufzug, 2. Szene)


Die Buchwanderer ist Reise durch drei große Werke der Weltliteratur und Liebesgeschichte zugleich. Zumindest letzteres trägt sicher dazu bei, es besonders für weibliche Leser interessant zu machen. Die Hauptakteure Ron, Magus, Charlotte und Rosalie sind liebevoll charakterisiert. Die Geschichte nimmt ihren Anfang, als Ron zufällig eine unbekannte Schönheit trifft und sich Hals über Kopf verliebt. Er folgt ihr unauffällig in eine Bibliothek und findet  dort ein mysteriöses Buch. Es handelt sich um die weltberühmte Liebesgeschichte Romeo und Julia von Shakespeare. Fast scheint es, als habe es die schöne Unbekannte für ihn dort zurückgelassen. Ron vertieft sich in das Buch und findet sich unvermittelt mitten im Verona Shakkespeares wieder, ja, er wird selbst in die Geschichte rund um Romeo und Julia involviert.

Der wohl berühmteste Balkon in Verona.
Während eines Besuches in Verona durfte auch ich einmal auf ihm stehen...
(Foto: Internet)



Julia
Und das Wichtigste: Er sieht seine schöne Unbekannte wieder, nur ist sie hier eine Figur aus "ihrer" Zeit.  so weit, so gut. Mehr will ich vom Inhalt eigentlich auch nicht verraten. Nur so viel noch: Mit der Versetzung Rons (und später auch Charlottes) in das Verona Romeos und Julias beginnt eine phantastische und rätselhafte Odyssee durch die Historie, besser gesagt durch die Weltliteratur, denn die Schauplätze und die Protagonisten rund um die Hauptfiguren wechseln:
Hat die Reise in Verona begonnen, so setzt sie sich fort durch das Russland Puschkins, wo wir Eugen Onegin begegnen und wir werden mit den Protagonisten schließlich nach Spanien versetzt,  wo wir Cervante´s Don Quiote begegnen. 


Don Quijote
Diese Reise durch die Welt der Literatur ist vergnüglich und spannend zugleich: Bleiben doch bis zum überraschenden Ende die Zusammenhänge so rätselhaft wie die Rollen, die Rosaliea, Charlotte und vor allem Magus in dieser Geschichte innehaben.
Insgesamt: Eine tolle Idee für eine packende (Liebes-) Geschichte, von der Autorin spannend und einfühlsam umgesetzt.
Britta Röder nimmt uns mit auf eine kurzweilige Reise durch drei bedeutende Werke der Weltliteratur!








Britta Röder
Die Autorin:
Britta Röder ist fast schon eine "alte" Bekannte für mich, wenn ich sie auch noch nie persönlich kennenlernen durfte. Aber uns verbindet seit ein paar Jahren eine virtuelle Bekanntschaft. Diese rührt noch her aus den Tagen einer Community namens Buchgesichter.de, die vielen Lesern von Litterae Artesque noch bekannt sein dürfte. Und viele von denen, die sich damals auf dieser Seite tummelten, kennen Britta ebenfalls.
Da war es kein Wunder, dass ich neugierig wurde, als ich erfuhr, dass Britta Die Buchwanderer veröffentlicht hatte. Das ist ja nun auch schon einige Zeit her und ich muss gestehen, dass der Plan, das Buch hier zu rezensieren, schon länger besteht. Leider musste ich dieses Projekt aus unterschiedlichsten Gründen immer wieder verschieben. Mittlerweile hat Britta bereits ihr zweites Buch Zwischen den Atemzügen veröffentlicht. Wer nun also nach dieser Rezension neugierig geworden ist auf Brittas neuestes Buch, kann sich auf Brittas Webseite, die ich oben verlinkt habe, informieren. 

 
Brittas Steckbrief soll dieses Autorenportrait, das in seiner Kürze sicher nur eine Skizze darstellt, vervollständigen:
Britta ist Jahrgang 1967 und in Trier geboren, in Mainz aufgewachsen und hat an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und an der Université de Bourgogne in Dijon ein Magisterstudium in den Fächern Romanistik, Slawistik und Mittlere/Neue Geschichte absolviert.
Gute Voraussetzungen also für einen Roman, der uns durch die (Literatur-) Geschichte führt.
Britta Röder arbeitet bei einem großen Fachzeitschriftenverlag in Frankfurt/Main.
Sie lebt mit ihrer Familie in der südhessischen Büchnerstadt Riedstad.



Copyright: TinSoldier 2015


Röder, Britta

Die Buchwanderer
Roman, Broschur, 210 Seiten
ACABUS Verlag, Hamburg 2011
(auch als E-Book erhältlich!)
DNB






    


Samstag, 24. Januar 2015

Prinz, Alois: Beruf Philosophin...


... oder die Liebe zur Welt - Die Lebensgeschichte der Hannah Arendt

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Gibt es eigentlich Philosophinnen?
So lautete die Frage vor einigen Jahren unter zwei sogenannten Buchgesichtern. Damals ging es um Luise Rinser. Ausgangpunkt der Diskussion war deren Buch MIRIJAM. Aber auch der Name Hannah Arendt fiel. Dannach verlor ich das ein wenig aus den Augen, bis ich vor knapp zwei Jahren in einem kleinen Kino in Brühl den Film HANNAH ARENDT sah.

Das Buchgesicht, welches mir deutlich machte, dass Philosoph durchaus auch weiblich sein können, schenkte mir die hier zu besprechende Biografie und nun habe ich sie gelesen.


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Im Jahre 1906 wurde Johanna Arendt bei Hannover geboren, sie wuchs in Königsberg auf. Die Eltern waren säkulare Juden, wodurch sie relativ spät mit dem Judentum an sich in Verbindung kam.[1] Bereits mit vierzehn Jahren beschäftigte sie sich mit KANT und KIERKEGAARD. Ab 1924 studierte sie in Marburg bei Martin HEIDEGGER Philosophie. Das Studium setzte sie später ab 1928 bei Karl JASPERS fort, der auch ihr Doktorvater wurde. Sie bekam später Kontakt zu zionistischen Organisationen, welche sie auch unterstützte ohne selbst Zionistin zu sein oder zu werden.

Frühzeitig emigrierte sie vor dem Nationalsozialismus nach Paris und konnte auch in Frankreich 1940 der Deportation entgehen. Gemeinsam mit Ehemann Heinrich Blücher und ihrer Mutter erreichte sie 1941 New York.[2]



Szenenfoto Film - Quelle Spiegel

Sie beschäftigte sich weiterhin viel mit philosophischen Themen und natürlich immer wieder mit M. HEIDEGGER, mit dem sie am Anfang ihres Studiums eine Liebesbeziehung verband, welche erst später offenbart wurde. Sie unternahm regelmäßig Europareisen und besuchte die junge Bundesrepublik Deutschland und auch den jungen Staat Israel. Gegenüber der zionistischen Weltanschauung ging sie auf Distanz. Arendt vertritt schon lange vor der Staatsgründung Israels die Auffassung, dass eine jüdische Heimstätte nur existieren kann, wenn man sich mit seinen arabischen Nachbarn versöhnt und mit ihnen friedlich zusammenlebt. Ansonsten wären die Juden so etwas wie ein Kriegerstamm (Spartaner), umgeben von feindlichen Nachbarn. Wie weitblickend.[3]


Quelle: wiki
Bekannt wird sie später vor allem mit ihren Werken zum Totalitarismus und dann mit ihren Berichten zum Eichmann-Prozess (Eichmann in Jerusalem). Da sie hier die „Banalität des Bösen“ beschreibt und Eichmann zwar als verbrecherischen Nationalsozialisten und Bürokraten, jedoch nicht als das personifizierte Böse schlechthin beschreibt, handelt sie sich entsprechenden Ärger ein. Sie bezeichnet den Angeklagten in Jerusalem als „Das Gespenst in der Glaskiste“[4] und schreibt, „Ich weiß nicht, wie oft ich gelacht habe, aber laut“ als sie ihre Protokolle bzw. die Gerichtsprotokolle noch einmal liest. „Eichmann und kein Ende“ ist das nächste, das 28. Kapitel, überschrieben und darin berichtet Prinz von den Anfeindungen, denen sie auch und vor allem von jüdischen Freunden ausgesetzt ist.


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An dieser Stelle sei eine persönliche Bemerkung angebracht. Vor einigen Jahren sah ich in einer langen Nacht einen Zusammenschnitt des Eichmannprozesses in Jerusalem. Während dieser Dokumentation staunte ich über das Gebaren des Angeklagten, eines klassischen Verwaltungsbeamten und Befehlsempfängers, der die Befehle mit Akribie und "Verantwortung" ausführte. Diese Bilder hatte ich auch beim Lesen dieser Biografie wieder vor Augen. Auch wenn die Forschung heute ein Stück weiter ist, Hannah Arendt hat zu einer Versachlichung der der Berichterstattung und Literatur über den Nationalsozialismus beigetragen, was auf keinen Fall einer Verharmlosung der Verbrechen das Wort reden soll.

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Hannah Arendt nimmt Stellung zum Vietnamkrieg, zur McCarthy – Ära, zu den Bürgerrechten in Amerika und wählt John F. Kennedy. Arendt beschreibt sich in einem Interview mit Günter Gaus im ZDF vom 28. 10.64 nicht als Philosophin sondern als Dozentin für „politische Theorie“[5]. Doch beschäftigt sie sich bei weitem nicht nur mit politischer Theorie, sondern eben auch mit wirklich philosophischen Themen. „Vita activa oder vom tätigen Leben“ heißt eines ihrer Werke, Hannah Arendt geht es um das Denken, das Wollen und das Urteilen des Menschen, dies behandelt sie auch in ihren Vorlesungen an amerikanischen Universitäten.
1975 stirbt sie nach einem zweiten Herzinfarkt in New York.


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Quelle Spiegel
 Es ist einerseits nicht schwierig, die Biografie einer solchen Person zu lesen, will man aber tiefer einsteigen, wird es komplizierter. Alois Prinz hat es mit einer geschickten Einteilung der Kapitel, deren Überschrift auch immer ein kurzes Zitat beinhalten, geschafft. auf gerade mal rund 300 Seiten einen Bogen zu spannen, der Leben und Wirken von Hannah Arendt sehr gut beschreibt. Man muss nicht besonders philosophisch interessiert sein, um dem Inhalt zu folgen, auch wenn es sich empfielt, bei diesem oder jenem Ereignis oder zu einzelnen Personen einmal nachzuschlagen. Alois Prinz schaft es auch, das Thema „Eichmann in Jerusalem“ eben nicht als das zentrale Thema zu behandeln, sondern es genauso zu bearbeiten wie andere große Themen, deren sich die „politische Theoretikerin“ annahm. In einer Rezension[6] habe ich gelesen, dass der Autor „mit wenig wissenschaftlichen Aufwand (in der Textverarbeitung) eine Biographie schreiben [habe] wollen. … flach, sich auf das Wesentliche beschränkend, liefert die vorliegende Biographie außer biographischen Daten wenig werkinterpretatorische Ansätze und kaum kritische Reflektion der von Arendt vertretenen philosophischen Positionen.“

Dem kann ich nun gar nicht zustimmen. Wir haben es hier mit einer Biografie für Jugendliche und junge Erwachsene zu tun, wer wissenschaftlich Ansätze sucht, der solle sich einer entsprechenden Bibliothek umsehen. Die geforderten Inhalte würden eine solche Biografie wohl sprengen. Zu empfehlen hätte ich allerdings unbedingt das erwähnte Interview mit Günter Gaus und die Dokumentation in sieben Teilen auf YouTube[7].




Zur Person: Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus


Das Buch wurde für den UNESCO-Preis für Kinder und Jugendliteratur nominiert und der Tagesspiegel schrieb „So anschaulich, spannend wie ein Roman, dabei sorgfältig auf Zeugnisse bauend, macht Alois Prinz mit seiner Biografie eine der originellsten politischen Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts bekannt.“ (Buchrücken).



Ein Porträt entlang des Gesprächs mit Günter Gaus


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Zum Film:

Margarethe v. TROTTA dreht den Film Hannah Arendt im Jahr 2012. Die Regisseurin, der Filme über weltbekannte Frauen (Rosa Luxemburg; Hildegard von Bingen...) liegen, erzählt mit bekannten deutschen und internationalen Schauspielern hauptsächlich die Episoden um das Thema Eichmann und fügt dabei Originalaufnahmen aus dem Prozess ein. Sie verzichtet auch nicht auf Rückblenden aus dem Leben der Hannah Arendt in Bezug auf ihren Lehrer Martin HEIDEGGER. An dem und an "Eichmann" entzünden sich Diskussionen mit Freunden wie Hans Jonas (Ulrich Noethen) und Kurt Blumenfeld (Michael Degen). Eine starke Rolle zeigte auch Axel Milberg als Heinrich Blücher, ihren Ehemann. Die Rolle der Hannah übernahm Barbara Sukowa, das machte Trotta zur Bedingung.
Kritiker äußerten sich in Bezug auf die Widersprüche der Hauptfigur selbst und zur biografischen Umsetzung. Insgesamt allerdings bekam der Film auch viel Lob und zu bedenken ist, dass es der Regisseurin um die FRAU ging, welche sich in einer "Männerdomäne" (Gespräch mit Gaus) zu behaupten hatte. Selbst bin ich der Meinung, dass Margarete von Trotta den richtigen Weg wählte, denn zu viel "Philosophie" hätte letztlich die Zuschauer abgeschreckt. Andererseits wird ihrem ersten Lehrer Heidegger Raum eingeräumt, Karl Jasper aber nicht. Das ist insofern schade, weil ihr Doktorvater Jasper schon eine wichtige Rolle in ihrem Lebensweg spielte. Die Vorlesung, in der Arendt / Sukowa ihre Auffassung zum Thema Eichmann darstellte, war ein Appell, der eindringlicher kaum dargestellt werden konnte. Zu empfehlen ist Trottas "Director's Note" in der sie ihre Sicht auf Hannah Arendt beschreibt, Trotta stellt sie nicht nur neben Rosa Luxemburg, sie schreibt der politischen Theoretikerin eine für die heutige Zeit wichtigere Bedeutung zu.[9]

Auf der Webseite zum Film findet man eine Handreichung für Lehrer. Ein 32seitiges Dokument, welches für den Einsatz in Klasse 10 konzipiert ist. Diese orientiert sich natürlich am Film, geht aber auch ein wenig darüber hinaus in Bezug auf Hannah Arendts Leistungen als Wissenschaftlerin.




Trailer


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Alois Prinz wurde 1958 geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie, er lebt in der Nähe von München. Prinz veröffentlichte Biografien über Hermann Hesse, Ulrike Meinhof, Franz Kafka und auch über den Apostel Paulus und Josef Goebbels.

Zur Neuauflage 2012 sagte Alois Prinz:
»Nach wie vor bin ich überzeugt davon, dass man diese bedeutende und faszinierende Frau nur verstehen kann, wenn man ihre Gedanken eng zusammensieht mit ihrem abenteuerlichen Lebenslauf, ihrer Persönlichkeit, ihrer Beziehung zu Menschen und ihrer Haltung zu den historischen Ereignissen ihrer Zeit. «[10]

Es ist durchaus bemerkenswert, dass das Buch von Alois Prinz auf der Filmseite mit erwähnt wird.


Neuauflage
► Alois Prinz im Beltz - Verlag
► Alois Prinz in der Wikipedia
► Alois Prinz in der DNB


DNB / Beltz-Verlag / ISBN: 978-3-407-81128-8 / 329 S.



© KaratekaDD





1 Prinz: Hannah Arendt, Kapitel II „Jüdin in Königsberg“
2 Vegleiche wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Hannah_Arendt, 16.01.2015
3 Prinz: Hannah Arendt, Seite 116
4 Ebenda, Seite 228, Kapitel 27 „Das Gespenst in der Glaskiste“
5 Interview: https://www.youtube.com/watch?v=J9SyTEUi6Kw
6 LB: http://www.lovelybooks.de/autor/Alois-Prinz/Hannah-Arendt-1018078603-w/rezension/1080272172/
7 Dokumentation: https://www.youtube.com/watch?v=3XSaoBgqDMI
8 Alois Prinz in der wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Prinz
9 Filmseiten: Heimatfilm /  Hannah Arend - Der Film
10 Prinz: Hannah Arendt, Seite 329 / Beltz-Verlag: Internet