Mittwoch, 30. September 2015

Simsion, Graeme: Das Rosie-Projekt


Don Tillman will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: Mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik.











  • Taschenbuch: 368 Seiten
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 9 (19. Januar 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Annette Hahn
  • ISBN-10: 3596197007
  • ISBN-13: 978-3596197002
  • Originaltitel: The Rosie Project




















SKURRIL, AMÜSANT UND HERZLICH...





Don Tillman ist ein erfolgreicher Professor für Genetik und eigentlich ein attraktiver Mann im besten Alter. Wenn da nur nicht ein klitzekleines Problem wäre: Don hat Probleme, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, denn er zeigt alle Symptome eines Menschen mit Asperger-Syndrom. Er hat Probleme, die Mimik oder Gefühlsäußerungen eines Menschen zu interpretieren, neigt dazu, ungeschminkte Wahrheiten zu äußern, ist wenig empathisch, hat sehr festgelegte, starre Verhaltensmuster und sieht gar keinen Grund, irgendetwas daran zu ändern.
Trotzdem ist er der Meinung, dass es mit seinen 39 Jahren an der Zeit ist, eine Ehefrau zu finden. Seinem Naturell entsprechend entwickelt er dafür zunächst einen 16seitigen Fragebogen, den etwaige Kandidatinnen vor einem eventuellen Treffen ausfüllen sollen. Ungeeignete Bewerberinnen erhofft er auf diese Art von vornherein zu eliminieren, was nicht zuletzt eine erhebliche Zeitersparnis bedeutet. Mitten in sein Ehefrau-Projekt platzt ausgerechnet Rosie - eine junge Frau, die seine Unterstützung als Experte auf dem Gebiet der Genetik benötigt. Denn sie sucht verzweifelt ihren unbekannten Vater, und Ron soll ihr dabei behilflich sein. Während die beiden die potentiellen Erzeuger ausfindig machen und jeweils heimlich einem Vaterschaftstest unterziehen, begegnen sich Don und Rosie auch auf einer anderen Ebene, die zutiefst verwirrend erscheint. Denn Rosie ist gemäß dem Fragebogen fast zu 100% ungeeignet als mögliche Partnerin. Doch Gefühle haben ihre eigene Logik...


'Hast du schon mal Sex gehabt?' 'Natürlich', antwortete ich. 'Mein Arzt ist sehr dafür.' (...) Ich fuhr fort: 'Natürlich würde es mit einer zweiten Person komplizierter werden.' 'Natürlich', meinte Gene. 'Das hätte ich mir denken können. Warum besorgst du dir nicht ein Buch?' (S. 190)


Hach, was war ich neugierig auf dieses Buch. So viel hatte ich davon schon gehört, und in der Hoffnung, hier auf keine simple Liebeskomödie zu stoßen, begab ich mich an die Lektüre. Und ich kann schon vorweg sagen: ich wurde nicht enttäuscht. Don, der in einem Vortrag teffend skizziert, dass das Asperger-Syndrom kein Defekt ist, sondern eine Variante des Möglichen, vielleicht sogar ein erheblicher Vorteil - wobei er allerdings selbst nicht auf die Idee zu kommen scheint, dass auch er selbst davon betroffen sein könnte -, ist ein Charakter genau nach meinem Geschmack. Herrlich skurrile Szenen entstehen durch seine sozialen Defizite, wobei das ganze nie ins Alberne oder übertrieben Slapstickartige abgleitet. Amüsant und dem Charakter Dons entsprechend scheinbar emotionslos geschrieben, dabei jedoch zwischen den Zeilen von einer tiefen Herzenswärme durchdrungen. Die Ehrlichkeit und Offenheit Dons, so verstörend sie manchmal auch wirken mag verfehlt hier auch ihren Zauber nicht.


'Don, ist alles in Ordnung?', fragte sie. 'Können wir raufkommen?' 'Es ist zu spät.' In Claudias Stimme schwang Panik. 'Was hast du getan? Don?' 'Es ist 22:31 Uhr', erklärte ich. 'Zu spät für Besuch.' (S. 327 f.)


Schon die Ehefrauensuche ist sehr unterhaltsam, doch richtig nett wird es, als Rosie auftaucht. Als Lebenspartnerin völlig untauglich (für Don sogar ohne Fragebogen leicht festzustellen), verliebt sich Don Hals über Kopf in sie. Doch er merkt es nicht, da ihm Emotionen ja völlig fremd sind. Der Weg bis zur Erkenntnis, weshalb sich sein Leben gerade so vollkommen verändert, ist ein langer und nicht unkomplizierter, aber ein äußerst unterhaltsamer. Locker leicht zu lesen, oftmals von Lachern durchsetzt, war diese Geschichte ein wirkliches Lesevergnügen. Eine frische, romantisch-witzige Komödie und damit ein geeignetes Buch für zwischendurch. Ich würde mich nicht wundern, Don und Rosie eines Tages auf der Leinwand wiederzubegegnen.

Ich freue mich, dass mit dem 'Rosie-Effekt' die Geschichte der beiden weiter erzählt wird. Und sicher werde ich auch diesen Band noch lesen. Bald. Versprochen.


© Parden




























Graeme Simsion Kann ein international erfolgreicher IT-Berater einen großen Roman schreiben? Der Australier Graeme Simsion hat es bewiesen. Die ganze Welt ist in sein Buch verliebt. ›Das Rosie-Projekt‹ wurde in 40 Länder verkauft. Graeme Simsion ist verheiratet und hat zwei Kinder. Mit seiner Familie lebt er in Melbourne.
Quelle Text und Bild



Freitag, 25. September 2015

Zipse, Katrin: Die Quersumme von Liebe

Luzies geordnete Welt gerät ins Wanken, als sie einen Brief ihrer verstorbenen Großmutter erhält. Das Geheimnis, mit dem er sie konfrontiert, nimmt ihr Leben Stück für Stück auseinander. Doch plötzlich ist da Puma, bei dem sie sich frei fühlt und geborgen. Damit sie mit ihm zusammen sein kann, muss Luzie ihre Erinnerungen zu einem neuen Bild zusammensetzen, in dem Lügen keinen Platz haben.


  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
  • Verlag: Magellan (17. Juli 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3734850118
  • ISBN-13: 978-3734850110
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 15 - 17 Jahre





























WENN DAS SYSTEM VERSAGT...




Anfangs versteht Puma kein Wort: Wie ein bedröppelter Zwerg steht Aaron vor ihm und behauptet felsenfest, dass Luzie verschwunden ist. Das kann schon mal passieren, denkt er, dass Luzie - seine Luzie, die ihn wahnsinnig macht, im Guten wie im Schlechten - vergisst, ihren kleinen Bruder abzuholen. Doch als sich herausstellt, dass Luzie seit fünf Tagen nicht mehr zu Hause war, bekommt es Puma mit der Angst zu tun: Nach allem, was Luzie in den letzten Wochen erfahren hat, nach all den aufgedeckten Lügen und neuen Wahrheiten, kann es da sein, dass der Streit, den sie beide hatten, zu viel war für sie? Eine ganze Nacht lang folgt Puma Luzies Spuren - und lernt dabei nicht nur Luzie ganz neu kennen, sondern auch seine eigene Vergangenheit.


Ich schreibe meine Geschichte für alle, die sie lesen werden. Und das heißt: für niemanden, außer für mich selbst und für alle Maulwürfe, Regenwürmer, Schnecken und Mikroben, die sie zu Humus verarbeiten werden, weil ich sie im Obstgarten vergrabe, wenn ich mit ihr fertig bin. Sie werden sie annagen, sich durch die Seiten bohren, ihre Schleimspuren darüber ziehen, sie aufweichen, verschlingen und wieder auskacken. Bis nichts mehr von ihr übrig ist als satte braune Erde. Denn dies ist meine Geschichte und ich will sie nicht mehr haben. (S. 13)


Nein, das ist keine Liebesgeschichte. Oder doch. Irgendwie. Auch. Eine zarte Geschichte im Hintergrund, Luzie und Puma, Puma und Luzie. Vielleicht. Aber eigentlich geht es hier um Schein und Sein, Lüge und Wahrheit, Vergangenheit und - ja, was?


Ich glaube, ich ahnte damals schon, was ich heute weiß: dass dieser Brief der Anfang vom Ende war. Er war der lose gewordene Faden in einem kunstvollen Lügengespinst. Wenn man an ihm zog, ribbelte sich das ganze Machwerk auf. Ich konnte zusehen, wie es sich auflöste, als ich den Faden aufnahm und ihn nicht mehr aus der Hand ließ. Als ich so lange daran zog, bis das Netz, das mich gehalten hatte, verschwunden war. (S. 14 f.)


Im Wesentlichen geht es hier um eine Familiengeschichte. Um Luzie, die mit ihrer Mutter und ihrem Halbbruder Aaron zusammen lebt, die oft einsam ist, seit ihre beste Freundin Helena nach Peking zog. Ihre Mutter, berufstätig und oft mit anderen Männern unterwegs, überlässt Aaron häufig der Aufsicht Luzies, und auch wenn diese zuweilen denkt, dass sie ohne Aaron vielleicht mehr von ihrer Mutter hätte, kann sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Das Aufregendste in ihrem Leben ist bislang das Spiel mit Quersummen - die Quersummen von Daten, von Zahlen, die zu einem Ereignis gehören, ein scheinbar verlässliches System, das darüber bestimmt, ob etwas gut ausgeht oder nicht. Doch ein Brief verändert alles...


Vertrau niemals deinen Eltern. Du weisst nicht, wer sie sind. Du denkst vielleicht, dass sie dich nicht kennen, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs, auf den du zutreibst. Die Wahrheit ist, dass du sie nicht kennst, dass du keine Ahnung hast, mit wem du es zu tun hast. Denn sie waren schon lange vor dir da. Sie können dir jede Lüge erzählen, die ihnen einfällt, nicht nur über sich selbst, sondern auch über dich, und du wirst es niemals erfahren. Und wenn du es erfährst, ist es noch schlimmer. (S. 55)


Der Brief ihrer verstorbenen Oma bringt Luzies Welt ins Wanken, ihr Leben fällt Stück für Stück in Scherben. Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Und wo findet sie sich selbst wieder? Auf der Suche nach Antworten stößt sie auf Puma, und bei all dem Schrecklichen, das auf sie einprasselt, ist er ein Halt in Luzies Leben. Doch kann die Vergangenheit der Zukunft eine Chance geben?


Selbst jetzt, während ich versuche zu verstehen, was passiert ist, wie eins zum anderen kam, ringe ich noch nach Worten, taste mich voran und werde doch nie richtig beschreiben können, wie es sich anfühlt, wenn man zu einem Wesen geworden ist, das endgültig untergegangen ist, das keine Vergangenheit mehr hat, keine Gegenwart und keine Zukunft. Wenn man komplett ausgelöscht ist. weil man nicht mehr weiß, wer man ist. (S. 85)


Der Buchtitel lässt eine reine Liebesgeschichte vermuten, doch ist dies hier keineswegs der Fall. Eigentlich begegnen sich Luzie und Puma nur wenige Male, und auch wenn hier eine zarte Beziehung ihren Anfang nehmen könnte, dreht sich doch alles um das Geheimnis in Luzies Leben, das alles zu zerstören, in den Abgrund zu reißen, zu verschlingen droht, was bisher Luzies Leben ausmachte. Die zart knospende Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptfiguren drängt sich hier niemals in den Vordergrund; vielmehr bettet Katrin Zipse Luzies Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe unglaublich einfühlsam zwischen die Zeilen, gleich einer kleinen Insel des Glücks inmitten der Scherben ihres bisherigen Lebens.


Erinnerungen zum Anfassen, dachte ich und beneidete ihn darum. Dabei wusste ich es doch besser. Man kann Erinnerungen nicht festhalten. Sie verstauben und verändern sich. Das Licht verschwindet aus ihnen. Bis man sie nicht mehr erkennt. (S. 215)


Aus der Ich-Perspektive wird hier wechselnd aus der Sicht Luzies und Pumas erzählt, was auch deutlich namentlich gekennzeichnet ist. Dabei erzählt Luzie chronolgisch ihre Geschichte seit der Entdeckung des Briefes ihrer verstorbenen Oma, während Puma aus der Nacht berichtet, in der er Luzie so verzweifelt sucht. Perspektivwechsel und Zeitwechsel in Kombination bergen immer ein gewisses Risiko, den Lesefluss zu unterbrechen. Doch hier bewies Zipse ein wirkliches Fingerspitzengefühl - die Stränge greifen zunehmend ineinander und verweben sich letztlich zu einem schlüssigen Gesamtkonstrukt. Die einzelnen Kapitel fügen sich wie bei einem Puzzle allmählich Stück für Stück zusammen, während das Lügengebäude, welches um Luzie aufgebaut wurde, allmählich in sich zusammenfällt. Auch die Wahl der Ich-Perspektive erwies sich hier als die richtige, denn aus einer auktorialen Perspektive hätte eine derartige Intensität der Geschichte wohl nicht funktioniert.


Aber es funktioniert nicht, oder? Man kann das Entsetzen nicht mit schönen Bildern übermalen. (S. 270)


Ein gefühlvolles und packendes Jugendbuch hat Katrin Zipse hier geschrieben, eine Geschichte, die mit dunklen Geheimnissen lockt, die den Atem beim Lesen manchmal stocken lässt, die mit kryptischen und oftmals zugleich poetisch-zauberhaften Schilderungen besticht und die bis zum Schluss mit unerwarteten Überraschungen aufwartet. Eine Erzählung, die mehr als einmal für Gänsehaut und Tränen sorgt, aber auch ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Ein Ende, das schockiert und mich das Buch dennoch zufrieden zuschlagen ließ.

Von mir gibt es hier konsequenterweise eine uneingeschränkte Leseempfehlung!



© Parden




















© Susanne Wolf
Katrin Zipse arbeitete mehrere Jahre als Dramaturgin und ist seit 1993 Redakteurin bei SWR2. Außerdem schreibt sie Hörspiele und Radio-Features. Sie lebt mit ihrer Familie und Berta, der Hündin mit den vier Augen, in Baden-Baden. So oft es geht, unternimmt sie Spritztouren nach Frankreich und genießt das Savoir-vivre. Glücksdrachenzeit ist ihr erster Jugendroman, gefolgt von Die Quersumme von Liebe. Quelle Text und Bild


Donnerstag, 24. September 2015

Lelord, François: Die kleine Souvenirverkäuferin


Kann man sich verlieben, wenn einen Welten trennen? Und warum kann man sich manchmal nicht lieben, wenn doch alles zu passen scheint? Könnte es Julien doch nur gelingen, Cleas Gefühle zu erwidern. Gemeinsam arbeiten die beiden Ärzte daran, den Ausbruch einer Epidemie in Hanoi zu verhindern. Aber obwohl sie das perfekte Paar wären, muss Julien immerzu an eine junge Vietnamesin denken, der er manchmal am See des zurückgegebenen Schwertes begegnet…


  • Taschenbuch: 320 Seiten
  • Verlag: Piper Taschenbuch (16. Juli 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Ralf Pannowitsch
  • ISBN-10: 3492302939
  • ISBN-13: 978-3492302937
  • Originaltitel: Le Petite Marchande de Souvenirs






















EINE KLEINE VERBOTENE LIEBE...



Einst geriet Vietnam unter französische Kolonialherrschaft. Doch in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in denen dieser Roman spielt, sind vor allem noch die Auswirkungen des Vietnamkriegs spürbar. Unter kommunistischer Führung gibt es eine enorme Polizeipräsenz und eine oftmals bedrohliche Überwachungsmentalität. Sowohl die einheimische Bevölkerung steht unter Beobachtung als auch gerade Touristen oder Ausländer, die sich beruflich länger in Vietnam aufhalten.
Dies bekommt auch Julien allmählich zu spüren, ein französischer Arzt, der am Botschaftskrankenhaus in Hanoi tätig ist. Eigentlich hat er kaum Kontakt zu Einheimischen - einmal abgesehen von einem kleinen Sprachkurs und einer vietnamesischen Putzkraft. Doch an dem kleinen See im Park, wo Julien sich in seiner Freizeit gerne aufhält, trifft er nicht nur immer wieder auf Kollegen, sondern sieht gelegentlich auch eine kleine Souvenirverkäuferin, die er im Grunde erst registriert, als ihm auffällt, dass sie nicht so aufdringlich agiert wie die anderen, die eine Kleinigkeit verkaufen wollen.

Minh Thư heißt die kleine Souvenirverkäuferin, Herbstlicht. Sie ist 20 Jahre alt, hat vier jüngere Geschwister und eine kranke Mutter. Ihr Vater schuftet oft in zwei Jobs, um die Familie zu ernähren. Englisch hat sie von den Touristen gelernt und in ein paar Stunden in einer Abenschule. Der Verkauf der Andenken ist verboten, doch Minh Thư und ihre Familie sind dringend auf den zusätzlichen Verdienst angewiesen, also traut sie sich immer wieder an diesen See im Park. So wie Julien auf sie aufmerksam wird, registriert auch Minh Thư den jungen Arzt - doch sie ist vorsichtig. Denn ebenso wie der Verkauf der Souvenirs ist der Kontakt mit Ausländern den Einheimischen streng verboten. In doppelter Hinsicht droht der kleinen Verkäuferin stets die Verhaftung und Unterbringung in ein Umerziehungslager.
Während Juliens Gedanken immer wieder um Minh Thư kreisen und die beiden sich bei jeder Begegnung ein wenig mehr annähern, wird im Krankenhaus eine Nonne eingeliefert, die bald darauf verstirbt. Die  Anzeichen mehren sich, dass sie an einem seltsamen Virus gelitten hat, und es steht zu befürchten, dass eine Epidemie ausbrechen könnte. Julien und seine Kollegin Clea, mit der er immer wieder einmal ein Verhältnis hat, beschließen, zu dem Kloster in die entlegene Bergregion zu fahren, woher die Nonne ursprünglich kam. Sollten sich dort die Anzeichen einer reihenweise Erkrankung zeigen, hätten sie klare Anhaltspunkte für die Möglichkeit einer Epidemie - und damit eine Grundlage um zu verhindern, dass das vietnamesische Regime diese Bedrohung weiter leugnet und verschweigt. Doch auch dieses Unternehmen ist unerwünscht, so dass Clea und Julien zunehmend in den Fokus der staatlichen Überwachung geraten.

Eine eigentümliche Mischung präsentiert François Lelord hier - eine mysteriöse Viruserkrankung, eine kleine verbotene Liebe, zwei verschiedene Kulturen. Interessant sind die Einblicke in das Leben, die Mentalität und Kultur Vietnams, wenn sie auch aus der Sicht des französischen Arztes geschildert sind, was somit immer ein Blick von außen bedeutet. Durch die Schilderung der Ereignisse und der Zustände im Land, bringt der Autor zwischen den Zeilen auch deutliche Kritik am Regime der damaligen Zeit an.
Die Erzählweise ist, wenn auch zart, so doch stets ein wenig distanziert, so dass ich als Leser das Geschehen zwar interessiert beobachtet habe, jedoch nicht wirklich berührt wurde. Auch die Ausgestaltung der Charaktere blieb eher schemenhaft. Im Grunde passen dieser Schreibstil und die Charkaterzeichnung aber zu der doch eher distanzierten und zurückhaltenden Art der Vietnamesen, so dass ich dies auch nicht als sonderlich störend empfunden habe.

Insgesamt präsentiert Lelord hier eine nette Geschichte, die für meinen Geschmack durch die zahlreichen Verflechtungen ein klein wenig überambitioniert wirkt. Es ist keine wirkliche Liebesgeschichte, aber ebensowenig ein Thriller oder ein politischer Roman. Es ist von allem etwas und dadurch zuweilen etwas verschwommen und sprunghaft - auch das Ende kam für mich recht abrupt. Alles in allem jedoch eine angenehme, zarte Erzählung.



© Parden

























Warum sind manche Menschen trotz objektiv positiver Lebensumstände unglücklich und andere glücklich? Das ist eine typische Frage für den Psychologen Hector und damit für François Lelord, der diese literarische Figur erfunden hat. Der 1953 in Paris geborene Autor arbeitete nach einem Studium der Medizin und Psychologie zunächst als Psychiater. Auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens ließ er seinen Beruf einige Jahre ruhen, um sich ganz dem Schreiben und Reisen, vor allem durch Asien, zu widmen. Sein erstes Buch um Hector erschien 2002 und wurde wie die folgenden "Hector"-Romane ein internationaler Bestseller. Der mit einer Vietnamesin verheiratete Lelord lebt in Paris und Hanoi, wo er heute auch wieder als Psychiater an einer Klinik tätig ist.

Dienstag, 22. September 2015

Todenhöfer, Jürgen: Inside IS...


Spiegel - Bestseller
... 10 Tage im "Islamischen Staat"



Manchmal ist es schwer, ein Buch zu rezensieren. Dieses hier gehört dazu. Nach dem Maischberger-Talk das Spiegel-Online Magazin zur Sendung:

„Mit Jürgen Todenhöfer hatte Maischberger den Mann eingeladen, der den vor einem Jahr verstorbenen Peter Scholl-Latour endgültig als beliebtesten Islam- und Nahosterklärer der Deutschen beerbt hat.“[1]

Nun ja, das ist ja einerseits eine Empfehlung und andererseits wohl ziemlich leichtfertig in die Welt hinaus posaunt. Der weitere Text jedenfalls lobt die Vorgehensweise des Publizisten nicht sonderlich. 

Vor fünf Tagen schreibt Todenhöfer auf seiner Webseite, dass er in Gaza einen Spiel- und Bolzplatz und einen Frischwasserbrunnen eingeweiht hat und zwar mit dem Honorar für sein Buch INSIDE IS – Zehn Tage im >Islamischen Staat<. Er nennt eine Summe von 135.000 €.

„Mit "INSIDE IS" verfolge ich 2 Ziele: Die Welt über den 'Islamischen Staat' aufzuklären. Und mein Honorar für Kinder und Flüchtlinge in Syrien und Gaza zu spenden.“[2]

* * *

Wie klärt Todenhöfer denn nun über den IS auf? Indem er nach Syrien und den Irak reist und vor Ort mit Jihadisten spricht und die Reise dokumentiert. 

Das Buch beginnt mit einem Kapitel über die „Geburt des >Islamischen Staates<“ und einem Kapitel über die „Ziele des Westens“. Er beschreibt eine „Fahrt an die IS-Front“, unter anderem zu den Peschmerga-Kurden und anschließend den „Chat mit dem Terror“, vor allem den mit Aba Qatadah. Todenhöfer hat dessen Mutter besucht, auch von diesem Treffen erzählt er. 

Die zweite Hälfte dieses Buches beinhaltet die Reise und beginnt mit deren Konkretisierung durch einen weiteren langen Chats (insgesamt über sieben Monate [3]) und reist dann über die Türkei in das Gebiet, in welchem die sich „Staat“ nennende Terrororganisation herrscht. Die Reise beginnt am 2. Dezember 2014 und wird am 15. Dezember 2014 beendet sein, zehn Tage davon werden sich Jürgen und Frederic Todenhöfer sowie Malcom, ein Freund Frederics in unmittelbarer Begleitung des Deutschen und anderer IS-Terroristen durch das besetzte Land reisen, unter anderem in die durch den IS eroberte Stadt Mossul.


youtube

Jürgen Todenhöfer und sein Sohn Frederic nahmen über Skype Kontakt mit Deutschen auf, die für den IS in Syrien und im Irak kämpfen und vereinbaren eine Informationsreise unter der Bedingung, dass sie vom Kalifen Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri einen Schutzbrief erhalten, der ihnen und einem weiteren Freund garantiert, heil nach Hause zu kommen. Todenhöfer erhält diesen Brief. Sodann reisen sie in Begleitung des Deutschen Christian E. oder Aba Qatadah unter anderem nach Mossul, die Stadt, die der IS eingenommen hat. Er interviewt nicht nur diesen Mann, sondern auch Ärzte, islamische Richter, Gefangene und andere. Fotografiert und filmt mit Einschränkungen, erlebt zum Glück nicht allzu oft Bomber- und Drohnenangriffe und erreicht die Türkei wieder mit der Auffassung, mit einer der schlimmsten Gruppe von Massenmördern gesprochen zu haben, die den Islam nicht repräsentieren.




In diesem Buch gilt Todenhöfers Interesse den Fragen:

Wie mächtig und gefährlich ist der IS wirklich? Welche Wahnvorstellungen leiten seine Anführer? Was treibt deren Gefolgsleute zu den Gräueltaten, die die Welt in Schrecken versetzen? [4]

Er kommt zu dem Fazit, dass die IS-Kämpfer überzeugt sind, „mit ihrer totalitären Ideologie und ihrer demonstrativen Brutalität die Welt verändern zu können.“ [5]

* * *

Todenhöfer wurde vorgeworfen, dass man solchen Leuten keine Plattform bieten dürfe für jegliche Form von Eigenwerbung. Dies geschah in unangenehmer Weise zum Beispiel durch Marcus Lanz, auch die Talkshow von Sandra Maischberger, „Ich stelle mich“ zeigte Aspekte, die einen wenig objektiven Umgang mit Todenhöfers Thema aufweisen. Die Duellszene mit Nikolaus Blome zeigt das. Ein gänzlich anderes Interview meint man zu sehen bei RT (Russia Today).




Jürgen Todenhöfer hat schon seit vielen Jahren immer wieder versucht, auch mit den „Schurken“ dieser Welt zu sprechen, erstmals als junger 34jähriger Abgeordneter der CDU mit dem chilenischen Diktator Pinochet. Auch dafür wurde er angegriffen und dies beileibe nicht nur von Links. Er hat auch mal in Bezug auf die gestürzte sozialistische Regierung Allende gesagt, dass „für sozialistische Experimente in der dritten Welt die DDR zuständig“ wäre und dieser zugesagte Kredite auch für die putschende Junta zur Verfügung stehen müssten. Wofür er wohl 4000 eingekerkerte Chilenen freibekam.[6] Doch soll diese Episode nicht stellvertretend stehen für seine Grundhaltung, die einerseits die Muslime als Anhänger einer friedlichen Religion sieht und andererseits die Politik des Westens, insbesondere aber nicht nur der USA als Ursache für den erstarkenden islamistischen Terrorismus und den IS als dessen schlimmste Form ansieht. Diese Episode stellt den Beginn von politischen Handlungen dar, wozu auch ein Gespräch mit dem syrischen Präsidenten Bassar al Assad zählt. Die Art und Weise wie er zu diesem Gespräch kam geriet in heftige Kritik, denn die Mails im Vorfeld an eine Art Pressesprecherin Assads gerieten in die Öffentlichkeit [7]. Wie kommt man an Gespräche mit den Diktatoren dieser Welt? Oder kommt es darauf an, welche politische Auffassungen der Interviewer hat? Vor allem, wenn er die Politik der USA kritisiert.

* * *

Das Buch des 1940 geborenen ehemaligen Richters, Bundestagsabgeordneten, und Medienmanagers hat seine unbedingte Berechtigung im Canon der Literatur um Terrorismus, nicht nur den, welchen man islamistisch nennt. Ebenso ist es im Licht der in den letzten Wochen angestiegenen Migrationsströme, deren Ursache auch die Grausamkeiten des sogenannten „Islamischen Staates“ sind, sehr interessant, beleuchtet es doch, dass „Andersglaubende“ einer unmittelbaren Todesgefahr unterliegen. Dies betrifft Schiiten und Jesiden unmittelbar, Juden und Christen ebenso, Kopfsteuer hin oder her, denn der Prophet ist wohl ziemlich schnell zu beleidigen. Zumindest in den Augen eines Christian E. & Co.

Ich glaube nicht, dass man Jürgen Todenhöfer nun unbedingt als Nachfolger des Peter Scholl-Latour bezeichnen sollte. In meinem Regal steht „Inside IS“ allerdings neben Scholl-Latours letztem Buch „Der Fluch der bösen Tat“. „Inside IS“ ist das erste Buch, welches ich von Jürgen Todenhöfer gelesen habe. Das Letzte war es wohl nicht.

* * *



► Video von J. Todenhöfer bei LiveLeak vom 16.01.2015
Interview bei Russia Today (RT) – YouTube vom 07.02.2015
Talk bei Markus Lanz vom 30.04.2015
► Menschen bei Maischberger vom 26.08.2015: Chaos im Orient
Interview Todenhöfer – Baschar al Assad vom 08.07.2012
► Webseite von J. Todenhöfer
► Bertelsmann Verlag / München 2015 / ISBN: 978-3-570-10276-3 / 286 Seiten / DNB


© KaratekaDD

PS: Das Thema ist im Internet äußerst gegensätzlich diskutiert wurden. Bewusst habe ich das YouTube Video von RT hier mit eingebunden. Der IS wütet auch in Syrien und Russlands Interesse an und in Syrien ist bekannt. Um diese Umstände darzustellen habe ich die genannten Beiträge verlinkt. Nicht alles, was in diesen gesprochen wird, entspricht meiner persönlichen Meinung.



[2] http://juergentodenhoefer.de; 21.09.2015; 18:27 Uhr
[3] https://www.youtube.com/watch?v=UBhhJjAF7ME ; Aussage im Interview bei RT-Deutsch
[4] Siehe Todenhöfer: Inside IS, 2015, Klappentext - Schutzumschlag
[5] Vgl. Ebenda

Samstag, 19. September 2015

Bronsky, Alina: Baba Dunjas letzte Liebe


Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt nach dem Reaktorunglück die tickenden Geigerzähler und die strahlenden Waldfrüchte fürchtet, baut sich die ehemalige Krankenschwester mit Gleichgesinnten ein neues Leben auf. Wasser gibt es aus dem Brunnen, Elektrizität an guten Tagen und Gemüse aus dem eigenen Garten. Die Vögel rufen im Niemandsland so laut wie nirgends sonst, die Spinnen weben verrückte Netze, und manchmal kommt sogar ein Toter auf einen Plausch vorbei. Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest, die Gavrilovs im Garten Schach spielen und die Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe an ihre Tochter Irina, die Chirurgin bei der deutschen Bundeswehr ist. Und an ihre Enkelin Laura. Doch dann kommen Fremde ins Dorf – und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung. Alina Bronsky lässt in ihrem neuen Roman eine untergegangene Welt wieder auferstehen. Komisch, klug und herzzerreißend erzählt sie die Geschichte eines Dorfes, das es nicht mehr geben soll – und einer außergewöhnlichen Frau, die im hohen Alter ihr selbstbestimmtes Paradies findet.



  • Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
  • Verlag: Kiepenheuer&Witsch (17. August 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3462048023
  • ISBN-13: 978-3462048025
  • Preis: 16,00 Euro






















HEIMAT...





Baba Dunja ist eine alte Frau, die keine 82 mehr ist, wie sie nicht müde wird zu betonen. Sie lebt in einem kleinen russischen Dorf mit wenigen Häusern, ein Bus ist die einzige Verbindung in die nächstgelegene Stadt, ein Telefon gibt es nicht, Strom nicht immer, dafür blüht und gedeiht das Obst und Gemüse im eigenen kleinen Garten, und im Sommer ist der Tisch immer reichlich gedeckt. Doch die Idylle trügt, denn Baba Dunja hat sich zu einer Ausgestoßenen erkoren - sie ist zurückgekehrt in ihr Heimatdorf nahe des explodierten Reaktors Tschernobyl. Das Dorf in der Todeszone ist ihre Heimat, ihr selbstbestimmtes Paradies.


"Das Gute am Altsein ist, dass man niemanden mehr um Erlaubnis fragen braucht - nicht, ob man in seinem alten Haus wohnen kann, und nicht, ob man die Spinnennetze hängen lassen darf." S. 14


Baba Dunjas Leben scheint frei von Zwängen und größeren Sorgen. Sie genießt jeden Tag, der ihr bleibt, hat losen Kontakt zu den auch nicht mehr jungen Menschen, die nach ihr in das Dorf zurückgekehrt sind und hält gelegentlich einen kleinen Plausch mit den Geistern der Verstorbenen. Baba Dunja interessieren die Geigerzähler nicht oder die Jodtabletten oder ihre Blutwerte. Sie hat mit allem abgeschlossen und möchte den Rest ihres Lebens friedlich und selbstbestimmt dort verbringen, wo die Uhren noch anders gehen und die Hektik der Welt außen vor bleibt. Lebenserfahren und altersweise lebt Baba Dunja genauso, wie sie es für richtig hält und fühlt sich niemandem gegenüber mehr verpflichtet oder verantwortlich. Einzig der Briefwechsel mit ihrer inzwischen in Berlin lebenden Tocher ist ihr noch wichtig.



"Wir sind den Menschen unheimlich. Sie scheinen zu glauben, dass die Todeszone sich an die Grenzen hält, die Menschen auf der Landkarte einzeichnen." S. 45

 
Eine 92-jährige Frau in ihrem Dorf in der Sperrzone
Rückkehr in die Todeszone (Bildquelle)
Alina Bronsky, die mit diesem schmalen Büchlein auf die diesjährige Longlist des Deutschen Buchpreises gelangt ist, skizziert hier eine Welt voller Widersprüchlichkeiten, Menschlichkeit, Pragmatismus und leisem Humor. Aus der Sicht Baba Dunjas erfährt der Leser Einblicke in das dörfliche Leben sowie in die Eigenheiten der teilweise recht wunderlichen Charaktere, die hier eine so seltsame Gemeinschaft bilden, in der doch irgendwie jeder für sich lebt. In wenigen, oft kurzen Sätzen skizziert die Autorin die Widersprüchlichkeit der nahezu idyllisch anmutenden einfachen Lebensweise: Selbstversorger mit eigenem Garten, viel frische Luft, die pure Natur - und dann die unsichtbare tödliche Bedrohung, die jeden vom Näherkommen abhält, der innerlich noch nicht mit dem Leben abgeschlossen hat. Dabei beschönigt die Erzählung nichts - sie macht nur kein Aufheben davon, es ist wie es ist.

 
"Wenn ich mich in meinem Alter noch über Menschen wundern würde, käme ich nicht einmal mehr zum Zähneputzen." S.62



Neben dem interessanten Gedankenexperiment, wie es wohl wäre, mit einem Komplettverlust von Zukunftsgedanken zu leben oder aber auch neben der kulturellen Steinzeit, in die einen dieses Buch versetzt, waren es vor allem die leisen Töne und der von Humor durchsetzte Schreibstil, die mich für die Erzählung eingenommen haben. Ein wenig fehlte mir hier der Tiefgang, vieles blieb lediglich angerissen, kam über den angedeuteten Status nie hinaus. Das war schade, denn gerne hätte ich einige Charaktere oder Entwicklungen weiter verfolgt. Doch insgesamt konnte mir diese leise und nüchterne aber trotzdem liebevolle  Geschichte gefallen.

Alles in allem ein kleines, feines Buch - ebenso wie sein Hauptcharakter leise und ohne Sentimentalität, dennoch mit melancholischem Unterton und gleichzeitig durchsetzt von augenzwinkerndem Humor. Eine Mischung, die mir gefallen hat, der ich allerdings einige Seiten mehr gewünscht hätte.



© Parden













Hier geht es zu einem interessanten Artikel in der FAZ (vom 18.09.2015) mit der Autorin über ihren Roman Baba Dunjas letzte Liebe: Alina Bronsky im Gespräch






► Hier geht es zu einer Fotostrecke von SpiegelOnline: Lubrichts Tschernobyl-Projekt: Geisterdörfer und Gasmasken (19.10.2009)












Alina Bronsky (* 1978 in Swerdlowsk, Sowjetunion; Pseudonym) ist eine deutsche Schriftstellerin. Aufgewachsen ist Bronsky nach eigenen Angaben auf der asiatischen Seite des Uralgebirges sowie in Marburg und Darmstadt. Ihr Vater ist jüdischer Abstammung und wanderte mit der Familie Anfang der 1990er Jahre als Kontingentflüchtling nach Deutschland aus. Nach abgebrochenem Medizinstudium arbeitete sie als Werbetexterin und Redakteurin beim Darmstädter Echo. Alina Bronsky ist Mutter von vier Kindern. Der Vater ihrer ersten drei Kinder verunglückte im Januar 2012 tödlich in den Walliser Alpen. Sie lebt in Berlin-Charlottenburg mit Ulrich Noethen. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter.

Ihr Debütroman Scherbenpark erregte großes öffentliches Interesse. Der Roman war in der Sparte „Jugendbuch“ (Kritikerjury) zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2009 sowie für den Aspekte-Literaturpreis nominiert. Er erschien als Theaterstück und wurde mit Jasna Fritzi Bauer in der Hauptrolle verfilmt. Bronskys zweites Werk Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2010. Ebenfalls auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis (2015) stand Baba Dunjas letzte Liebe.     ► Quelle Text und Bild