Dienstag, 28. Juni 2016

Dugan, Polly: Wir zwei und der Himmel dazwischen


Garrett hat seinem besten Freund versprochen, sich um dessen Familie zu kümmern, sollte Leo je etwas zustoßen. Schriftlich haben sie es festgehalten, dass Garrett Leos Frau Audrey heiraten und seinen Söhnen ein zweiter Vater sein solle. Das ist jetzt 12 Jahre her. Und Leo ist tot. Garrett kündigt seinen Job und zieht um, um für Audrey und die Kinder da sein zu können. Und was zu Leos Lebzeiten undenkbar war, geschieht. Garrett verliebt sich: in Audrey, in die Jungs und das Leben als Familie. Doch dann erfährt Audrey von dem Versprechen …

(Klappentext Verlagsgruppe Droemer Knaur)

  • Taschenbuch: 400 Seiten
  • Verlag: Knaur TB (11. Januar 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Christiane Meyer
  • ISBN-10: 3426517884
  • ISBN-13: 978-3426517888
  • Originaltitel: The Sweetheart Deal


















FÜNF MENSCHEN UND EIN TODESFALL...




Leo ist Feuerwehrmann von Beruf und weiß um die täglichen Gefahren. Da er ein treusorgender Ehemann und Vater ist, möchte er seine Familie versorgt wissen, wenn ihm tatsächlich einmal etwas zustoßen sollte. So schließt er nicht nur eine Lebensversicherung ab, sondern ringt seinem besten Freund Garrett, den er schon aus Kindertagen kennt, ein Versprechen ab. Er lässt ihn in einer alkoholschwangeren Silvesternacht eine Vereinbarung unterschreiben, in der Garrett sich verpflichtet, Leos Frau Audrey zu heiraten und sich auch um seine drei Söhne zu kümmern, sollte Leo tatsächlich einmal sterben. Natürlich denkt niemand wirklich, dass Leo ernsthaft etwas zustoßen könnte, doch aus irgendeinem Grund hebt Garrett den zerknitterten Zettel mit der Vereinbarung jahrelang auf.

Zwölf Jahre nach dieser Silvesternacht stirbt Leo jedoch tatsächlich. Nicht bei einem Einsatz der Feuerwehr, was vielleicht naheliegend gewesen wäre, sondern bei einem Skiunfall, den er trotz eines Helms nicht überlebt. Audrey und ihre drei Söhne Chris, Brian und Andrew fallen in ein tiefes Loch, und nichts ist mehr wie zuvor. Garrett fährt nicht nur zur Beerdigung seines besten Freundes, sondern kündigt gleich Job und Wohnung, um den Hinterbliebenen zur Seite zu stehen. Natürlich denkt er nicht wirklich daran, die damalige Vereinbarung in die Tat umzusetzen, doch will er bleiben, bis er den von Leo begonnenen Anbau am Haus beendet hat - Leos Vermächtnis. Und Audrey und die Kinder genießen die Anwesenheit des Freundes, der anpacken kann, der zuhört, unterstützt, Ratschläge gibt, einfach nur da ist. Und ganz allmählich wird aus der Freundschaft zwischen Audrey und Garrett mehr, zart erst, doch dann immer stärker, bis beide sich eingestehen müssen, dass sie ineinander verliebt sind. Doch darf das wirklich sein?

Keine kitschige Liebesgeschichte hat Polly Dugan hier in ihrem ersten Roman geschrieben, so viel erst einmal vorweg. Doch Gefühle gibt es hier reichlich - anfangs vor allem Schock, Trauer und Wut über den Tod Leos. Durch die ständig wechselnde Perspektive von Audrey und Garrett, sowie auch von den drei Söhnen Chris, Brian und Andrew, erfährt der Leser sehr authentisch von der Gefühls- und Gedankenwelt aller Beteiligten, denn jeder geht auf seine Weise mit dem großen Verlust um. Mich konnten diese Passagen emotional sehr berühren, und auch die oft hilflosen, teilweise sogar vor den Kopf stoßenden Reaktionen der Umwelt fand ich sehr glaubhaft geschildert. Doch auch die folgende Entwicklung, in der sich Audrey und Garrett einander annähern, empfand ich keinesfalls als überzogen. Zweifel, Schuldgefühle, Unsicherheit - diese Gefühle begleiten die wachsende Liebe, und auch dies war in meinen Augen sehr realistisch geschildert.

Überhaupt habe ich selten erlebt, dass Perspektivwechsel in einem Roman so gut ineinandergreifen wie hier und dabei Rückblicke sowie die Chronologie der Geschichte geschickt miteinander verzahnen, so dass ein umfassendes Bild entsteht. Geschichte, Aufbau und der flüssige, eingängige Schreibstil haben mich sehr für das Buch eingenommen, ebenso wie das emotionale Mitschwingen.

Die Hauptcharaktere sind durchweg sympathisch, dabei allerdings ein wenig zu sehr glattgeschliffen. Sie weisen kaum Ecken und Kanten auf, negative Verhaltensweisen gibt es nur phasenweise und sind dabei v.a. der Trauerverarbeitung geschuldet, ansonsten sind sie nahezu perfekt. Bilderbuchfamilie - und damit in meinen Augen eben typisch amerikanisch.

Aber bis auf diesen kleinen Kritikpunkt konnte mich das Debüt von Polly Dugan wirklich überzeugen, und selbst der sehr kurz gehaltene und plötzliche Schluss der Geschichte war nach kurzem Staunen wirklich passend in meinen Augen.


© Parden
















Auf ihrer Website schreibt die Autorin über sich:

Polly Dugan lives in Portland, Oregon, and is a reader at Tin House magazine. A former employee of Powell's Books, she is an alumna of the Tin House Writer's Workshop. Dugan's first published story, "A Matter of Time," was Line Zero's Spring 2012 Literary Contest Winner, "Masquerades" (as "One At a Time"), was Narrative's Story of the Week (December 2012), and "Kitten Season" was an Honorable Mention Recipient in Glimmer Train's Short Story Award for New Writers (August 2009).

übernommen von der Website der Autorin

Montag, 27. Juni 2016

Lorenz, Erik: Ein Tuk-Tuk in Angkor

Lesereise Kambodscha
Ein Tuk-Tuk in Angkor.



Ein schmales Buch. Betitelt mit Lesereise Kambodscha. Untertitel: Ein Tuk-Tuk in Angkor. Der Autor: Erik Lorenz. Ein Globetrotter, der mit seinen knapp 30 Jahren schon ganz schön rum gekommen ist. Eigentlich haben wir uns über „Indianer“ kennen gelernt und nun schau ich mir gern seine Reisebücher an. 

Kambodscha. Meine frühesten Erinnerungen haben nicht so sehr mit den Roten Khmer zu tun, dem Schreckensregime des Bruders Nr 1, Pol Pot. Auf irgendeinem Festival des Politischen Liedes der Achtziger trat eine Folkloregruppe auf, die über das neue Kampuchea sang. (gegoogelt: es war 1982 – Die Gruppe der jungen Revolutionäre Campucheas). Bis 1979 herrschte Pol-Pot dort. Es war also schon die Zeit danach, das Regime hatten „unsere vietnamesischen Freunde“ hinweggefegt, die Volksrepublik Kampuchea wurde ausgerufen. Aber noch Jahre dauerte der Bürgerkrieg.

* * *

Quelle Wikipedia
Kambodscha. Ein Reiseland? Das bekannteste Wahrzeichen ist die Tempelanlage von Angkor Wat. Das einzige Bild des vor mir liegenden Büchleins zeigt diese gewaltige Tempelstadt. Erik Lorenz erzählt in elf Kapiteln von seiner Tour natürlich auch in anderen Landesteilen.

Wenn es also eine unbebilderte Lesereise sein soll, dann werde ich mich daranhalten, aber nicht ganz. Schließlich muss man ja aufklären, was ein Tuk-Tuk ist, mit dem Erik Angkor besuchte.



Die Geschichte des Landes erzählt ihm zu Beginn Yim Savy, der unter den Roten Khmer als Kind harte Feldarbeit leisten musste, später dann in Phnom Penh Abitur machte und in Rostock sein Ingenieursstudium aufnahm, wo von er heute seine Familie nicht ernähren könnte. Doch die Fremdsprache Deutsch, die kann er gut gebrauchen. Er hat im wahrsten Sinne „um sein Leben gelernt.“

Die Kunstszene. Erik Lorenz macht uns mit Malern, Bildhauern bekannt und in einem späteren Kapitel mit Kindern, die typisch kambodschanischen Lederbilder der Kleinen Engel herstellen. Aus dem Schatten in das Licht sind diese Kinder gekommen, die, oftmals Waisen hier etwas für sich und ihre Familien verdienen können. In diesem Fall ging es wohl weniger um Kinderarbeit, die sicher sonst weit verbreitet ist. Auch von der schlimmsten Form erzählt Erik, von den Müllsammlern, von Im Eath. Man glaubt dem Autoren seine Betroffenheit ob des Schmutzes, der Armut, dem Elend.

Jahre des Bürgerkrieges haben auch in Kambodscha dafür gesorgt, dass Millionen von Minen, Munition und Blindgängern „herumliegt“. Ein ehemaliger deutscher Oberstleutnant leitet den Mienenräumverband 6. Nicht etwa eine militärische Gruppe von Soldaten, aber ein ähnlich geführter und von der UN bezahlter „Truppenteil“. Etwas skurril in den militärischen Verhaltensweisen seiner Angehörigen, aber vielleicht rettet diese Disziplin tatsächlich Leben. Hautnah erlebt Erik das Minenräumen. Jeder Hektar geräumter Boden wird sofort von den Bauern vereinnahmt und genutzt.

Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Ja, die gibt es in Kambodscha und betroffen ist davon eine vietnamesische Minderheit. Um das zu verstehen, immerhin haben die Vietnamesen mit den „killing Fields“ der Roten Khmer Schluss gemacht, muss man wohl weit in die indochinesische Geschichte zurückschauen, bis in das 19. Jahrhundert. Erik Lorenz spricht mit Unterstützen von Sam Rainsy, einem Oppositionsführer („Nicht alle Vietnamesen sind schlecht“) und der erinnert in seinen Äußerungen sehr aktuell an diverse Rechtspopulisten in Europa. In Kambodscha führt das gelegentlich noch zu Mord und Todschlag gegenüber der vietnamesischen Minderheit.

Amüsant am Ende ist die Dschungelwanderung. Erik wollte wohl erstens „dreckig“ werden und zweitens „verrücktes Zeug“ essen. Dies ermöglicht ihm sein Begleiter Nara, der zeitweise den Eindruck macht, dass er sich auch nicht übermäßig auskennt. Jedenfalls kommt Erik Lorenz voll auf seine Kosten. 

So erzählt er von einem Land, dass „zu neuem Leben erwacht“. In diesem schmalen Büchlein schafft er es auf 130 Seiten tatsächlich einen ernsten bis humorigen Bogen zu Geschichte, Politik, Kunst, Land und Leute eben zu schlagen. Dies alles ohne Bilder. Eigentlich schade, aber es war ja eine Lesereise.

 * * *

Das Buch erschien im österreichischem Picus Verlag. Dieser hat das Thema "Lesereisen" direkt als eine seiner Rubriken, seiner Themengebiete im Programm.  Bei dieser Reihe ist es die Absicht des Verlages, eben eine Lesereise und kein Fotobuch anzubieten. Warum auch nicht. Auch das Buch Lesereise Laos - Vom Schwinden der Silberfäden von Erik erschien in diesem Verlag. Auch so ein schmales Bändchen, genau wie Hongkong - Ein Flugloch für den Drachen.


Was ist mein Fazit? Nicht nur, dass ich neugierig werde auf die anderen Veröffentlichungen, nein, mit diesem Autor, den ich wegen gänzlich anderer Themen kennen lernte, würde ich schon mal eine Weltreise machen. Sympathisch ist er nämlich auch. Danke Erik für dieses Buch, welches ich mit großer Freude las und nun darüber schrieb.




Auch ohne Bilder kann "lesend reisen" bilden und begeistern.
Aber für alle die, welche dann doch gern fotografisch inspiriert werden wollen, hat Erik eine Bildergalerie eingerichtet.

DNB / Picus - Verlag / Wien 2015 / ISBN 978-3-7117-1057-4 / 132 Seiten
► Erik Lorenz - Webseite

© KaratekaDD

Samstag, 25. Juni 2016

Shaw, Ali: Das Mädchen mit den gläsernen Füßen


Seltsame Dinge gehen auf St. Hauda´s Land vor: Eigentümliche geflügelte Kreaturen schwirren umher, in schneebedeckten Wäldern versteckt sich ein Tier, das mit seinem Blick alles in Weiß verwandelt, im Meer sind wundersame Feuerwerke zu beobachten … und Ida Maclaird verwandelt sich langsam, von den Füßen aufwärts, zu Glas.
Nun kehrt sie an den Ort zurück, wo alles begann, in der Hoffnung, hier Hilfe zu finden. Doch stattdessen findet sie die große Liebe: Mit ihrer traurigen und trotzigen Art schafft Ida es, die Knoten in Midas’ Herzen zu lösen. Gemeinsam versuchen sie nun, das Glas aufzuhalten.


(Klappentext Script 5 Verlag)

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
  • Verlag: script5; Auflage: 1 (9. Januar 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Sandra Knuffinke, Jessika Komina
  • ISBN-10: 3839001315
  • ISBN-13: 978-3839001318
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren

















EIN ORT DER DÜSTERNIS...



Seltsame Dinge gehen auf St. Hauda´s Land vor: Eigentümliche geflügelte Kreaturen schwirren umher, in schneebedeckten Wäldern versteckt sich ein Tier, das mit seinem Blick alles in Weiß verwandelt, im Meer sind wundersame Feuerwerke zu beobachten … und Ida Maclaird verwandelt sich langsam, von den Füßen aufwärts, zu Glas. Nun kehrt sie an den Ort zurück, wo alles begann, in der Hoffnung, hier Hilfe zu finden. Doch stattdessen findet sie die große Liebe: Mit ihrer traurigen und trotzigen Art schafft Ida es, die Knoten in Midas’ Herzen zu lösen. Gemeinsam versuchen sie nun, das Glas aufzuhalten.


Er schlug die Augen auf. Irgendwo im Dunkeln tickte eine Uhr. Das war jener Teil der Nacht, in dem die Dinge unwirklich schienen, in dem sich ein Gedanke, den man bei Tageslicht einfach beiseiteschob, ins Bewusstsein krallen konnte und bis zum Morgengrauen nicht mehr abschütteln ließ...


Ida und Midas begegnen sich nur zufällig auf dieser wenig bevölkerten Insel - er auf der Suche nach interessanten Motiven und besonderen Lichteffekten für seine Fotografie, sie auf der Suche nach dem vielleicht einzigen Menschen, der ihr noch helfen kann. Ihre nahezu farblose Erscheinung und ihr seltsamer Gang sind das Erste, was Midas an Ida auffällt. Doch noch ahnt er nicht, welch seltsame Verwandlung die dicken Stiefel des Mädchens verbergen. Dick gepolstert sind Idas Füße, geschützt unter mehreren Lagen Socken, zu leicht sonst könnten sie Schaden nehmen - denn die Füße sind aus reinem Glas. Und stets schreitet die Verwandlung weiter voran, von Knochen und Fleisch und Blut in das spröde, durchsichtige Material, das so zerbrechlich ist. Als Midas schließlich zu einem späteren Zeitpunkt von dieser Absonderlichkeit erfährt, beschließt er, alles daran zu setzen, um Ida zu helfen. Um sie zu retten.


Er fragte sich, ob jemand wie sie, die vom Festland kam, die Wirrungen des Lebens hier auf den Inseln überhaupt verstehen konnte. Wo die Gerüchteküche größeren Einfluss hatte als das Fernsehen. Wo die Nachbarn Geheimnisse schneller aufspürten als Krähen Aas. und sogar noch schlimmer (denn Menschen konnte man noch ignorieren): Wie der Ort selbst immer wieder ungewollt neue Details heraufzuwürgen schien.



Was für ein unwirtlicher Ort! Karg und felsig, voller schroffer Klippen und unergründlicher Abgründe, sumpfig und morastig, kaum einmal Sonnenschein, Regen, Graupel und immer wieder Nebel, einsam gelegene Häuser, die Farbe von Wind und Salzwasser abgeschält, die jungen Menschen längst aufs Festland abgewandert, die Alten harren aus. Und die Menschen ein Abbild der Landschaft: schroff und wortkarg, einsame Gestalten im kümmerlichen Licht.


Der Schnee war so steif wie der Rest von St. Hauda's Land. Die Äste boge sich widerwillig im Wind, Laub zerfiel wie uraltes Pergament. Sogar ein Falke, den sie beobachtet hatte, war ohne jede Anmut dahingeflogen, mit mechanischen Flügelschlägen. Es schien, als wäre dies das Wesen dieser Inseln - die Dinge zu lähmen, ihnen die Lebenskraft zu rauben. Genau das tat dieser Ort mit ihr.


Voller dunkler Bilder ist diese Erzählung, traumartig anmutend oft das Geschehen, strotzend von düsteren Metaphern. Und auch der Leser wird gefangen in diesem Gespinst aus Einsamkeit und Traurigkeit, während er Ida und Midas begleitet auf der Suche nach einem Heilmittel gegen das Glaswerden, auf der Suche nach ihrer Liebe zueinander, auf der Suche nach sich selbst. Viel ist von der Vergangenheit die Rede, von der Sprachlosigkeit der Eltern, deren Verzweiflung angesichts der Umstände, der Hoffnungslosikeit, die sich immer wieder Bahn bricht. Und auch wenn die Sprache überaus bildhaft und oftmals nahezu poetisch ist, war diese eigentümlich düstere Stimmung, von der das Buch durchzogen ist, mir persönlich letztlich zu viel.

Und am Ende blieb doch auch so manche bedeutsame Frage offen und ließ mich etwas ratlos zurück. So hätte ich beispielsweise gerne gewusst, was eigentlich hinter dem Phänomen des Verglasens steckt, wodurch es ausgelöst wird und wen es befällt.

Ein wenig mehr Fantasy hatte ich hier erwartet, und sowohl der Klappentext als auch das wunderschön gezeichnete Cover bestärkten mich noch in dieser Annahme. Stattdessen erwarteten mich düstere und oftmals bedeutungsschwere Sequenzen, die sich mir sicher nicht immer in ihrer ganzen Komplexität erschlossen.

Durchaus mal etwas anderes, aber man sollte in der richtigen Stimmung sein, um dieses Buch wirklich genießen zu können...


© Parden















Der Script5 Verlag schreibt über den Autor:

Ali Shaw wurde 1982 geboren und wuchs in einer kleinen Stadt in Dorset, Großbritannien, auf. Nach seinem Abschluss in Englischer Literatur an der Universität von Lancaster arbeitete er als Buchhändler und in einer Bibliothek in Oxford. Sein Debüt Das Mädchen mit den gläsernen Füßen war ein großer Überraschungserfolg und wurde in 18 Sprachen übersetzt. Gerade hat Ali Shaw seinen zweiten Roman beendet.

übernommen vom Script5 Verlag

Freitag, 24. Juni 2016

Forester, C.S.: Tod den Franzosen



Vor kurzem erst erwähnte ich einen Streifzug auf den Höhen um Jena und erzählte von den Romanen Ein Soldat von 1813 und Waterloo. Ein zweites Taschenbuch kam ebenso in meine Hände. C.S. Forester (1899 – 1966) schrieb 1932 den Roman Death to the French. Unter dem Titel Tod den Franzosen brachte der Ullstein Verlag diesen Roman im Jahr 1988 heraus. Ein schmales Taschenbuch von gerade einmal 159 Seiten. Was den Schriftsteller geritten hat, den Kampf zwischen den Truppen des Duke of Wellington und Napoleons Armee im Jahr 1810 zu erzählen, weiß ich nicht. Ein paar Jahre später mussten Franzosen und Engländer jedenfalls (zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert) Verbündete werden.


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Der Roman erzählt davon, wie der Scharfschütze Matthew Dodd von seinem 95. Regiment abgeschnitten wird, während sich Wellingtons Truppen auf Lissabon zurückziehen müssen. Er versucht natürlich Anschluss an die britischen Truppen zu gewinnen, jedoch dauert dieses Unterfangen Monate. Die verbringt er mit portugiesischen Freischärlern. Die Bauern, schlecht ausgerüstet und militärisch völlig unerfahren führen unter seiner Führung einen Partisanenkrieg gegen die Franzosen.


Es ist ein französisches Linienregiment das in der Gegend, inzwischen auch nur noch mit Fetzen bekleidet und wegen fehlendem Nachschub hungernd, umherzieht. Sergeant Godinot führt eine Gruppe, deren Angehörige durch dieses „Gespenst“, den Scharfschützen Dodd, immer mehr dezimiert werden. Am Ende werden die Bauern von den Franzosen, Dodd befindet sich gerade auf einem Aufklärungsgang, hingemetzelt. 

Es bleibt am Ende nur die Frage: Schafft es Dodd zurück zu den Rotröcken? Überlebt der erfahrene französische Sergeant den portugiesischen Krieg?   

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Der Roman lebt nicht allein von der Geschichte dieses hervorragenden Soldaten im grünen Rock der Sharpshooters, die im wahrsten Sinne des Wortes gegenüber handelnde französische Gruppe, die am untersten Ende der Nahrungskette steht, gibt das Salz des Romans. Vor allem deshalb, weil sie sich immer fast in die Augen sehen können. Der Szene, in der die Franzosen versuchen eine Brücke über den Tejo zu schlagen unter englischem Kanonenbeschuss ist sehr eindringlich und zeigt, Krieg hat vielleicht gelegentlich Helden, aber eben nichts Heldenhaftes.

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Mich erinnerte der Roman an eine englische Serie mit Sean Bean, Sharpshooters. Bean verkörperte darin den Scharfschützen Richard Sharpe. Auch so ein Typ, ähnlich wie Dodd, ebenfalls im 95th. Rifle Regiment, auch in Portugal (und an vielen anderen Kriegsschauplätzen) eingesetzt. Sharpe allerdings schafft es bis zum Offizier, weil er Wellington das Leben rettet.

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Quelle Wiki
Cecil Scott Forester spielt hier schon einmal eine Rolle. Bei TinSodier natürlich, denn der schwärmte im Februar 2014 von Horatio Hornblower, einer Romanreihe um einen fiktiven englischen Seehelden. Selbst hätte ich wohl erst beim verlinken bei Autoren – alphabetisch gestutzt. Aber im Taschenbuch war die Reihe um diesen Mitshipman Hornblower aufgelistet, und den Zusammenhang zu TinSoldier konnte ich doch ziemlich leicht herstellen. 

Wir kommen doch immer mal wieder auf Bekanntes zurück.



► Ullstein Verlag / Frankfurt a.M. 1988 / ISBN: 3-548-21092-0 / 159 Seiten


© KaratekaDD